Seite:Oberamt Reutlingen 137.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Durch Vertrag vom 4. Juni 1753 hat die Herrschaft der Gemeinde die Weidegerechtigkeit auf der Ortsmarkung gegen jährliche 200 fl., deßgleichen die besondern herrschaftlichen Weiden gegen jährliche 50 fl. abgetreten. Durch denselben Vertrag wurden die Unterthanen im Ort sämmtlicher Frohndienste entlassen, wofür die Gemeindepflege noch weiter jährlich 200 fl. zu bezahlen hat.

Wenn man die Honauer Steige herauf kommt, so liegen beyde Engstingen wie Zwillinge da, und stellen sich auf den grünen Matten sehr freundlich dar. Die Kirche ist ein hübsches Gebäude, das auf einer kleinen Anhöhe steht und von Zwifalten in den Jahren 1717/19 gebaut worden ist.

Die Bevölkerung hat zwar seit 10 Jahren um 19 Menschen zugenommen, dennoch aber ist Groß-Engstingen derjenige Ort im Oberamt, wo die Sterblichkeit am größten ist. S. S. 43.

Die Einwohner unterscheiden sich in Leben, Kleidung und Sitten auffallend von ihren Nachbarn, eine Wirkung theils der verschiedenen Religion, theils der verschiedenen Herrschaft in früherer Zeit. Ein großer Theil der Einwohner besteht aus Handwerkern, welche für die ganze Gegend arbeiten; übrigens aber mit Ausnahme der Metzger keine Geschäfte von Bedeutung machen. S. o. S. 65 etc. Der Feldbau ist vernachlässigt, und es herrscht hier nicht der Fleiß, wie in Klein-Engstingen; der Ort steht auch nicht zum besten; manche Güter haben gar keinen Werth, und selbst die Häuser gelten hier ¼ weniger, als in Klein-Engstingen. Unglücklicher Weise ist der Ort überdieß noch 5 Jahre lang hintereinander mit Wetterschlag heimgesucht worden, wodurch die Verarmung sehr hoch stieg. Indeß soll sich ganz neuerlich der Zustand wieder bessern. Seit 1822 ist hier auch eine Industrie-Anstalt für Kinder errichtet, welche guten Fortgang hat. Der Ort hat 4 Krämer- und Viehmärkte, die aber unbedeutend sind. Bey dem Orte befindet sich ein Hungerbrunnen, s. o. S. 21.

Groß-Engstingen kam erst i. J. 1751, durch Beendigung eines langen Streits, von Zwifalten an Würtemberg. Zwifalten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Reutlingen. Stuttgart und Tübingen: , 1824, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Reutlingen_137.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)