Seite:Oberamt Tettnang 132.jpg

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Bürger der Umgegend verkauft. Kloster (Convent) und Kirche wurden hierauf von den Käufern abgebrochen; die Feldgüter blieben verpachtet, bis sie, wie schon berichtet worden, 1838 von der Königl. Finanzkammer an die Königl. Hofkammer übergingen.

  • 15) Manzell, ein katholischer Weiler, mit einem Königl. Privatgute, 3/4 Stunden unterhalb Schloß Friedrichshafen, an dem Bodensee gelegen, mit 53 Einwohnern, Filial von Fischbach. Die Zehnten und Gefälle hat die Königl. Finanzkammer, von Weißenau her, zu beziehen. Wenn gleich klein und unbedeutend, nimmt das Örtchen Manzell doch die Aufmerksamkeit mehrfach in Anspruch, theils durch seine stille und anmuthige Lage, theils durch das schöne Königl. Gut, das sich hier befindet, theils durch sein hohes, in entfernte Zeiten hinaufweisendes, Alterthum. Das Königl. Gut besteht in einer Schweizerei mit ungefähr 120 Morgen Feld und einem ganz ausgezeichnet schönen Viehstand. Das Gut ist Königl. Privatgut. Seine Majestät der König ließ es auf den Grund eines von der vormaligen Gräflich Sternbergischen Standesherrschaft, 30. Januar 1837, erkauften und durch andere Käufe vergrößerten Besitzes in der schönen Absicht hier anlegen, um in der Nähe des Königl. Landschlosses Friedrichshafen die Annehmlichkeit eines eigenen landwirthschaftlichen Betriebs genießen zu können, zugleich aber auch, um in dieser Gegend das Beispiel einer verbesserten Landwirthschaft aufzustellen. Die Gebäude, welche mit Beseitigung älterer Gebäude, ganz neu aufgeführt worden, sind einfach aber gefällig und dem Zweck entsprechend. In dem Hauptgebäude, einem nach Berner Art ausgeführten Schweizerhause, ist ein Absteigquartier für die Königl. Familie eingerichtet. Ein äußerst anmuthiger und durch die herrlichsten Aus- und Ansichten ausgezeichneter Fußweg, der am Seegestade hin angelegt wurde, verbindet das Gut mit dem Schloß Friedrichshafen; auf der nördlichen Seite läuft die Landstraße nach Meersburg hin. Der Viehstand besteht in der großen dunkelbraunen Rigi-Race, wovon der Stamm in der Schweiz selber von dem Kloster Einsiedeln gekauft wurde, und welche hier so gut gedeiht, daß die Nachzucht den Mutterstamm noch übertrifft. Auf dem Gute wird vorzüglicher Käse nach Schweizer Art bereitet, sehr erfreulich ist die Wahrnehmung, wie das in der Bewirthschaftung des Guts gegebene Beispiel bereits mannigfaltige Nachahmung findet und einen auffallenden Beweis, wie es insbesondere den Eifer in Veredlung der Viehzucht angeregt hat, lieferte ein in vorletztem Jahre stattgefundener Verkauf in der Meierei, wobei von drei 3–6 Wochen alten Kälbern, zwei bis auf 38 fl. und eines auf 40 fl. von den benachbarten Bauern gesteigert wurden.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)