Seite:Oberamt Tettnang 154.jpg

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auf einem abhängigen Vorsprunge des Seeufers und bietet eine der schönsten und großartigsten Aussichten am ganzen Bodensee dar. Ein schöner, von einer majestätischen Linde beschatteter Eingang führt in einen großen, zum Theil mit Blumenbeeten geschmückten Hofraum, rechts stehen die Wirthschafts- und Dienst-Gebäude mit dem ehemaligen Pfarrhause, weiter links das Schloßgebäude und eine an dasselbe sich anschließende Kirche. Vorwärts und zur Seite breiten sich herrliche Garten-Anlagen aus. Das Ganze ist rundum mit einer Mauer umgeben, welche einen Flächenraum von 131/8 Morgen einschließt. Das Schloß ist hoch und geräumig und bildet mit der Kirche ein Viereck, in dessen Mitte sich ein Hof, ehemals Conventhof, befindet. Ein auf Bögen ruhender Gang, an dessen einem Ende ein Thürmchen steht, verbindet das Schloß mit den Ökonomie-Gebäuden und vermehrt den Zauber des Ganzen. Das Innere ist geschmackvoll und sinnig eingerichtet, ganz in Übereinstimmung mit der herrlichen Natur, die man hier vor Augen hat. In der Reihe der Zimmer zeichnen sich insbesondere zwei offene Gallerien aus, welche ganz für die Aussicht geschaffen sind. Mit den Reizen der Zimmereinrichtung wetteifern die Garten-Anlagen in mannigfachen Abwechslungen. Über den ganzen Sitz ist ein Zauber verbreitet, der einzig in seiner Art ist. Wie schon bemerkt worden, war das Schloß früher ein Kloster und an der Stelle der Garten-Anlagen befand sich ein Weingarten. Von der Lage angezogen, bestimmte König Friedrich den Platz zu einem Landsitz und begann die Umwandlung desselben in ein Königl. Schloß; seine jetzige Gestalt aber ist ganz das Werk Seiner Majestät des jetzt regierenden Königs, geschaffen in den Jahren 1823 bis 1830. Von 1824 an pflegten auch der König und die Königl. Familie gewöhnlich eine Zeit lang Ihren Sommer-Aufenthalt hier zu nehmen. Das Schloß war mit dem dazu gehörigen Gute bis auf die neuesten Zeiten Staats-Eigenthum, erst in dem gegenwärtigen Jahre ließ


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_154.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)