Seite:Oberamt Tettnang 165.jpg

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bemerkt worden ist, der Name „Hochsträß,“ den ein Ösch der Markung führt. Aber auch urkundlich kommt Buchhorn schon sehr frühe vor. So stellt ein gewisser Meginfried im Jahr 837 eine Urkunde über eine Schenkung an das Kloster St. Gallen aus: Actum in Buachihorn, publice; ein gewisser Folcharat 872: Actum in Puachthorn, publice; ein gewisser Pruning 883: Actum in vico, qui dicitur Puochiorn publice; ein gewisser Lozbert 885: Actum in loco, qui dicitur Puhihorn publice; ein gewisser Enso 886: Actum in loco qui dicitur Buochihorn. Neug. Cod. Dipl. No. 272, 464, 540, 555 und 566. Aus diesen Urkunden erhellt, daß Buchhorn schon im 9. Jahrh. ein nicht unbedeutender Ort, ein Ort war, wo die öffentlichen Verhandlungen vorgenommen wurden (vergl. S. 110), und aus der weitern Geschichte zeigt sich, daß es ein Sitz der Grafen des Linzgaues war, aus welchen die Grafen von Buchhorn hervorgingen. Aber ein geschlossener Ort war es damals wohl noch nicht, sondern das, was man Buchhorn nannte, war ein Inbegriff von zerstreut umher liegenden Wohnsitzen, wozu, wie sich nachher zeigen wird, auch Hofen gehörte. Der Name rührt theilweise ohne Zweifel von der Lage her: „Horn“ wird am Bodensee ein Vorsprung des Ufers, eine Landspitze genannt: so Romanshorn, Argenhorn, Buchhorn etc., s. a. S. 18.

Die Einfälle der Hunnen oder Hungarn und der Umstand, daß es ein gaugräflicher Sitz war, scheinen jedoch bald die Entstehung einer Stadt, d. h. das Zusammenziehen der Wohnsitze und deren Befestigung bewirkt zu haben. Die Geschichte hat es aufgezeichnet, wie eine Hungarische Horde im Jahr 925, ehe sie auf St. Gallen los ging, einen Angriff auf Buchhorn gemacht hat, und es ist um so weniger daran zu zweifeln, daß Buchhorn damals schon eine befestigte Stadt war, als der feindliche Angriff vergeblich war; hatten ja schon 10 Jahre vorher die Buchhorner ihren Grafen Ulrich in einem Treffen gegen die Hungarn


Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)