Seite:Oberamt Tettnang 181.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auf ein etwa taugliches Subjekt aus der Verwandtschaft des Stifters, zu. Der Ort gehörte bis 1829 zur Gemeinde Tannau.



9. Gemeinde Hirschlatt,
bestehend aus 8 Parzellen mit 328 Einwohnern.

Der Gemeindebezirk liegt auf der rechten Seite der Schussen, welche den Bezirk alljährlich einige Mal überschwemmt. Er ist reich an Waldungen; im Übrigen ist die Gegend fruchtbar, hat bedeutende Obstzucht und auch etwas Weinbau. Die Güter sind alle vereinödet. Als Nebengewerbe treiben mehrere Einwohner der Gemeinde die Korb- und Wannenmacherei, wozu sie die nöthigen Weiden am Schussenufer selbst pflanzen. Die ökonomischen Verhältnisse der Gemeinde sind ziemlich gut. Der ganze Distrikt gehört zum Cameralamt Friedrichshafen und zur Pfarrei Kehlen, wo auch die Schule für die Gemeinde sich befindet. Den Zehnten bezieht der Staat, nur in Gerbertshaus hat die Pfarrei Kehlen einen kleinen Theil des großen und kleinen Zehntens. Die Grundlasten betragen nach dem Grundsteuer-Atlas, zu Geld berechnet, 546 fl. 51 kr. Die Güter sind Erblehen, sie haben aber Schlauf und Fall zu zahlen. Gefällherr ist die K. Finanzkammer. Der Gemeindezustand ist gut. Der Bezirk bildete vormals mit Jettenhausen, das erst in neuerer Zeit einer andern Gemeinde zugetheilt worden ist, die Kloster Kreuzlingische Herrschaft Hirschlatt, s. u.

  • 1) Hirschlatt, ein kath. Kirchdorf, an einem Hange und etwas uneben gelegen, mit 124 Einw. und 1 Schildwirthschaft. Der Ort ist Sitz des Pfarrers von Kehlen und eines Revierförsters; er hat ein Schloß und eine Kirche oder Kapelle. Auch steht eine Feldkapelle am äußersten Haus gegen Unter-Ailingen. Das Schloß ist ein ansehnliches dreistockiges Gebäude, jedoch ohne Graben und Mauern. Es gehört dem Staat und wird seit langer Zeit von dem Pfarrer und seit 1812 auch von dem Förster bewohnt. In älteren Zeiten mag es der Sitz adeliger Vögte gewesen seyn, später wurde es der Sitz eines Klostergeistlichen von Kreuzlingen, der die Pfarrei Kehlen, und als Pater Keller oder Pfleger zugleich die Verwaltung der Herrschaft Hirschlatt zu

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Tettnang. Stuttgart und Tübingen: J. G. Cotta, 1838, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Tettnang_181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)