Seite:Odenwald (Grimm) 055.jpg

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von Baden, von dessen drei Söhnen es im Jahre 1277 Pfalzgraf Ludwig II. erkaufte.

Inzwischen war das Kloster Lorsch an Mainz gekommen, und da dieses wegen des Lehens Ansprüche an die Burg Lindenfels machte, so veranlasste dieser Kauf grosse Streitigkeiten zwischen der Pfalz und Mainz, die indessen im Jahre 1308 gütlich dahin beigelegt wurden, dass dem Pfalzgrafen „die in der sogenannten obern Abtei Fürth wohnenden Leute lebendig und todt, und was zu den Gütern gehört, besucht und unbesucht etc. zugehören sollen.“

Als sich aber Pfalzgraf Ludwig um die deutsche Kaiserkrone bewarb, kam Lindenfels nebst den dazu gehörigen von Lorsch herrührenden Besitzungen im Jahre 1314 durch Pfandschaft wieder an Mainz und im Jahre 1329 ward es durch den Vertrag von Pavia dem Pfalzgrafen auf ewig eingeräumt.

In dem Rupertinischen Hausgesetze ward Lindenfels unter die unveräusserlichen Besitzungen aufgenommen, die immer bei der Kur bleiben sollten, und hiernach fiel es in der Theilung nach des Kaisers Ruprecht Tode dem Kurfürsten Ludwig III. in das Loos. Von da an blieb es bei der Pfalz, bis es durch den Lüneviller Friedensschluss an Hessen-Darmstadt kam.

Dem Orte Lindenfels ertheilte König Ludwig im Jahre 1336 Stadtgerechtigkeit und die Erlaubniss, einen Wochenmarkt zu[1] halten. Ruprecht I. verschrieb Lindenfels Burg und Stadt mit Zugehör im Jahre 1357 seiner Gemahlin Elisabeth zum Wittum. Die nachfolgenden Kurfürsten ertheilten ihm noch mehrere Freiheiten und bestätigten die ältern. So erhielt die Stadt nach und nach vier Jahrmärkte, und erhob sich hierdurch allmählig zu einem ziemlich bedeutenden Orte.

Die Burg ward immer in einem wehrhaften Stande erhalten, und hatte, wie üblich, ihre Burgmänner. Zu diesen gehörten Ulrich von Bickenbach, Graf Wilhelm von Katzenelnbogen, die Mosbachs und Kreisse von Lindenfels, Knebel von Katzenelnbogen, Ulner von Dieburg und die Rodensteine, wovon die drei letztgenannten Familien noch spät hier begütert waren. – In den verheerenden Kriegen der frühern Jahrhunderte ward die Burg immer erhalten, und war bis ans Ende des vorigen Jahrhunderts in gutem Stande und mit einer kleinen Besatzung versehen.

  1. Vorlage: Wochenmark tzu
Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes in ihrer Vorzeit und Gegenwart. Darmstadt: Carl Wilhelm Leske, 1843, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Odenwald_(Grimm)_055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)