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den Zeitstrom auffassen kann als die endlose Entfaltung eines Raumpunktes.

Ich befleißige mich hier vorsätzlich, alle Stilwendungen des vorigen Paragraphen zu wiederholen, denn auf solche Weise dürfte der Leser am nachdrücklichsten auf den durchgängigen Parallelismus der beiden Ausführungen aufmerksam werden. Auch hier ist also jene Denkthat, vermittels welcher wir den Raumpunkt zu dem Zeitstrom in Beziehung setzen, nichts anderes als ein logisches Urteil; und auch hier werden wir, wenn wir den Raumpunkt an die Stelle des Subjekts, den Zeitstrom an die Stelle des Prädikates im Urteil setzen, den analogen Satz erhalten: Der Raumpunkt ist der Zeitstrom.

§ 6. Die zwei Grundbeziehungen zwischen Raum und Zeit.

Wir haben nunmehr zwei Grundbeziehungen zwischen Raum und Zeit gewonnen. Sie lauten in aller Kürze:

α) Der Zeitpunkt ist der Weltraum.
β) Der Raumpunkt ist der Zeitstrom.

Beide Grundbeziehungen sprechen in eindringlichster Weise dasjenige aus, was wir wohl als Einheit von Raum und Zeit bezeichnen dürfen. Auffallend ist jedoch die Zweizahl dieser Beziehungen, so daß wir nunmehr das Verhältnis der beiden näher in Augenschein nehmen müssen.

In der Beziehung α) gehen wir vom Raumbegriffe aus und gelangen durch das Zusammenfassen aller Raumpunkte in eine Einheit zu dem Begriffe des Zeitpunktes. Der Raum ist das primum, der Zeitpunkt das secundum unseres Denkens, was aber sprachlich umgekehrt zum Ausdruck gelangt, indem das secundum die Stelle des Subjekts, das primum die Stelle des Prädikates einnimmt.

In der Beziehung β) gehen wir vom Zeitbegriffe aus und


Empfohlene Zitierweise:
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)