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bedarf, um jene zwei ersteren auseinander zu halten und miteinander zu verbinden und so ein denkendes Bewußtsein zu ermöglichen. Wir können diese fundamentale Thatsache der Logik durch die folgende Figur veranschaulichen:

Fig. 1.

Repräsentiert hier die Seite AB die Dimension eines einfachen Identifikationsurteils, die Seite BC aber die eines zweiten solchen Urteils, so werden wir, solange unser Bewußtsein in die Ebene des obigen Dreiecks ABC gebannt ist, diese zwei Urteile nicht voneinander zu unterscheiden vermögen, da ja die ganze Ebene uns stets nur als eine Kante gegeben ist. Erheben wir uns aber in die dritte Dimension, so wird uns mit den Seiten AB und BC zugleich auch die Seite CA gegeben sein, und wir werden vermittels dieser letzteren die zwei ersteren miteinander verbinden und voneinander unterscheiden können. Das Dreieck ABC symbolisiert uns also das Schlußverfahren des Denkens. Die Urteile in den zwei Dimensionen AB und BC repräsentieren die Vordersätze, und indem wir uns in die dritte Dimension erheben, vermögen wir beide Vordersätze auf einmal zu fassen und voneinander zu sondern, was zu der Bildung des Urteils CA als dem Folgesatz aus den beiden Vordersätzen führt.

Die Dreizahl der Sätze im Schlußverfahren und die Dreizahl der Raumdimensionen ist also im Grunde genommen ein und dieselbe Thatsache, nur daß wir sie einmal für unser Denken, das andere Mal für unsere Sinnlichkeit zum Ausdruck bringen. Wir können dies auch so formulieren: Weil wir ein schließendes Denken besitzen, objektiviert sich uns die Welt in drei Dimensionen, oder umgekehrt, weil sich uns die Welt in drei Dimensionen objektiviert, besitzen wir ein schließendes Denken.


Empfohlene Zitierweise:
Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)