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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

und Denkmäler seines hohen Sinnes in Städten und Ländern hinterlassen, so dass man seither sogar sprichwörtlich Taten ungewöhnlichen Wohlwollens und grosse Werke nach ihm Philadelphische nennt. 30 Wie überhaupt das Haus der Ptolemäer in hervorragender Weise vor den andern Herrscherhäusern sich auszeichnete, so unter den Ptolemäern besonders Philadelphus; denn was dieser eine Rühmenswertes geleistet, haben kaum alle jene zusammen vollbracht, und so wurde er, wie im Tiere das leitende Organ der Kopf ist, gewissermassen das Haupt der Könige. 31 (6.) Dieser König also bekam Interesse und Verlangen nach unserer Gesetzgebung und beschloss den chaldäischen Text in die hellenische Sprache zu übertragen. Sofort schickte er Gesandte an den Hohenpriester und König des jüdischen Landes – er war beides in einer Person –, teilte ihm seine Absicht mit und forderte ihn auf, die tüchtigsten Männer auszuwählen, die das Gesetz übersetzen könnten. 32 Dieser, begreiflicherweise erfreut und überzeugt, dass nicht ohne den göttlichen Willen der König sich für ein solches Werk interessiere, sucht die angesehensten seiner Hebräer aus, die neben der einheimischen auch hellenische Bildung besassen, und sendet sie mit Vergnügen dahin. 33 Als sie dort ankamen, wurden sie zum Gastmahl geladen, bei dem sie den Gastgeber zum Entgelt seiner Gastlichkeit mit feinen und weisen Reden bewirteten. Während er nämlich jedes einzelnen Weisheit durch Aufwerfung von neuen und ungewöhnlichen Fragen zu erforschen suchte, lösten sie die vorgelegten Fragen zielbewusst und treffend, da die Zeit ihnen ausführliche Reden nicht gestattete, gleichsam in kurzen Sinnsprüchen. 34 Nach dieser Prüfung gingen sie sofort daran, die Aufgabe ihrer ehrenvollen Gesandtschaft zu erfüllen. In Erwägung der Grösse der Aufgabe, durch göttliche Verkündigung offenbarte Gesetze zu übertragen, wobei man weder etwas hinwegnehmen noch hinzufügen oder ändern kann, sondern ihren ursprünglichen Gedanken und ihren Charakter beibehalten muss, spähten sie ausserhalb der Stadt nach dem reinsten Ort in ihrer Umgebung aus. Denn der Raum innerhalb der Mauer war ihnen, da er ja mit lebenden Wesen aller Art angefüllt

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/008&oldid=- (Version vom 1.8.2018)