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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

kunstvolle Arbeit, wurde mit vollendetem Verständnis aus den oben erwähnten Arten hergestellt, aus hyacinthfarbigem Stoff, aus Purpur, Byssus und scharlachrotem Stoff, mit Gold durchwirkt; Goldplatten nämlich, in dünne Härchen zerschnitten, wurden allen Geweben eingewirkt. 112 Auf den Schulterblättern wurden zwei kostbare Steine von prächtigem Smaragd [p. 152 M.] eingefügt, in die die Namen der Stammväter, je sechs in einen Stein, zwölf im ganzen, eingegraben wurden. Und auf der Brust befanden sich zwölf andere prächtige Steine, an Farbe verschieden, Siegeln ähnlich, je drei in vier Reihen; diese wurden dem sogenannten Logeion („Brustschild“) eingefügt. 113 Das Logeion wurde in quadratischer Form gleichsam als Unterlage (für die zwölf Steine) aus zwei Lagen gemacht, um zwei Vorzüge bildlich darzustellen, die Offenbarung und die Wahrheit[1]. Das ganze hing vermittels goldener Schnüre an dem Schulterkleid, daran festgebunden, damit es nicht lose werde. 114 Ferner wurde ein Goldblatt (Stirnblech) gleichsam als Krone verfertigt, das die vier Buchstaben des (Gottes-)Namens trug, den nur solche, deren Ohr und Zunge durch Weisheit geläutert sind, im Heiligtum hören und aussprechen dürfen, sonst überhaupt kein anderer an keinem Orte[2]. 115 Vierbuchstabig ist, so sagt der Gottesforscher (Moses),


  1. In der Septuaginta werden die Urim und Tummim (2 Mos. 28,30) mit δήλωσις und ἀλήθεια (Offenbarung und Wahrheit) übersetzt. Diese beiden Ausdrücke werden von Philo De spec. leg. I § 88 ff. näher erklärt: „Für das Logeion liess er doppelt gelegtes buntes Gewebe anfertigen und nennt das eine „Offenbarung“ und das andere „Wahrheit“. Mit der „Wahrheit“ will er andeuten, dass zum Himmel Lüge ganz und gar nicht steigen darf, sondern dass diese ganz an den Erdenraum gebannt ist, wo sie in den Seelen schuldbeladener Menschen ihren Wohnsitz hat, mit der „Offenbarung“ aber deutet er an, dass die Wesen am Himmel alles offenbaren, was bei uns vorgeht und was an und für sich gänzlich unerkennbar sein würde. Dafür der deutlichste Beweis: wenn nicht das Licht, die Sonne der Sonne, leuchtete, wie könnten die zahllosen Eigenschaften der Körper sich enthüllen?“ u. s. w. Eine andere Deutung gibt Philo weiter unten§ 128 ff. – Das sogenannte Logeion denkt Philo sich als ein aus zwei taschenartig übereinander gelegten Geweben zusammengesetztes Stück.
  2. Es war gesetzliche Vorschrift, dass nur die Priester beim Segen im Tempel den Gottesnamen (יהוה‎) aussprechen durften, dass er aber sonst unaussprechbar sei, vgl. Talm. Sota f. 38a.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)