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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

in der Gegend der Knöchel Granatapfel, ferner Blüten[1] und Glöckchen. Die Blüten sind ein Sinnbild der Erde – denn aus ihr blüht und spriesst alles –, die Granatapfel ein Bild des Wassers, sie sind treffend so genannt, denn ihr Name klingt im Griechischen an das Wort für „Fliessen“ an; die Glöckchen ein Sinnbild des harmonischen, einträchtigen Zusammenwirkens dieser Elemente, denn weder ist die Erde ohne Wasser noch das Wasser ohne Erdsubstanz allein zur Hervorbringung hinreichend, sondern erst das Zusammentreten und die Vermischung beider. 120 Ein sehr deutliches Zeugnis für diese Deutung ist auch der Platz dieser Verzierungen; denn wie am äussersten Rande des langen Gewandes die Granatäpfel, die Blüten und die Glöckchen sich befinden, so haben auch die Elemente, deren Sinnbilder sie sind, Erde und Wasser, den untersten Platz im Weltall zu eigen erhalten und zeigen durch ihren Einklang mit der Harmonie des Alls die ihnen eigenen Kräfte in bestimmt abgegrenzten Zeitabschnitten und den ihnen zukommenden Zeiten. 121 So ist für die drei Elemente, aus denen und in denen jegliche sterbliche und vergängliche Gattung besteht, für Luft, Wasser und Erde, als Sinnbild das lange Gewand mit seinen in der Gegend der Knöchel befindlichen Anhängseln in gebührender Weise nachgewiesen. Wie nämlich das Unterkleid eines ist, so sind auch die genannten drei Elemente einer Art, da alles unterhalb des Mondes Wandlungen und Aenderungen erleidet; und wie an


  1. Nach dem hebr. Text von 2 Mos. 28,34 ff. sind am Saume des Untergewandes nur Troddeln, in Form von Granatäpfeln, und Schellen; die griech. Uebersetzung d. St. (v. 30), die überhaupt durch verwirrende Zusätze entstellt ist, hat auch Philo beeinflusst und seine dem hebr. Texte widersprechende Symbolik veranlasst. Will man LXX 28,30 παρὰ ῥοΐσκον χρυσοῦν κώδωνα καὶ ἄνθινον dem hebr. Text entsprechend übersetzen: „neben jedem Granatapfel eine goldene Schelle, und zwar in Blütenform“, und das letztere (u. zw. in Bl.) als erklärenden Zusatz zum hebr. Texte betrachten, so bleibt immer noch die Schwierigkeit des vorhergehenden Verses bestehen, der zugleich von Granatäpfeln aus Webstoffen und solchen aus Gold spricht und von Schellen zwischen ihnen, ohne das Material der Schellen anzugeben, während nach dem hebr. Texte nur die Schellen aus Gold sind. Der erwähnte Zusatz καὶ ἄνθινον bildet die Grundlage der Philonischen Auslegung, die auch De spec. leg. I § 93 fast, wörtlich wiederkehrt. Dass die Schellen aus Gold sind, ist selbstverständlich; vgl. Septuag. 36,33.34 = HT 39,25.26.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/028&oldid=- (Version vom 1.8.2018)