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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

hin und deutet damit an, dass auch er als erstes und letztes Glied des gesamten Menschengeschlechts blühen wird, bis es der Gottheit gefallen wird, unser Leben der Zeit der Frühlingswende gleich zu machen, indem sie die tückische Habsucht, die Quelle des unglücklichen Lebens, aus der Welt schafft.

187 (23.) Da, wie wir ausgeführt haben, der vollkommenste Führer vier Eigenschaften aufweisen muss, die eines Königs, eines Gesetzgebers, eines Priesters und eines Propheten, um als Gesetzgeber das, was zu tun nötig ist, zu befehlen und das Unstatthafte zu verbieten, als Priester nicht nur die weltlichen, sondern auch die religiösen Interessen wahrzunehmen, und als Prophet das, was nicht mit dem Verstand begriffen wird, auf Grund göttlicher Offenbarung zu künden, so gehe ich nach der Erörterung der drei ersten Eigenschaften und dem Nachweis, dass Moses der beste Herrscher, Gesetzgeber und Oberpriester war, nunmehr daran zu zeigen, dass er auch der bewährteste Prophet gewesen ist. 188 Wohl weiss ich zwar, dass alles, was in den heiligen Büchern aufgezeichnet ist, durch ihn mitgeteilte göttliche Offenbarungen sind; aber ich will von den ihm besonders eigentümlichen Leistungen (als Prophet) sprechen, nachdem ich nur das folgende vorausgeschickt habe. Die Gottesworte wurden teils von Gott selbst durch Vermittlung des göttlichen Propheten[1] verkündet, teils in Form von Frage und Antwort als Gottes Wille offenbart, teils von Moses selbst im Zustande innerer Begeisterung und Verzückung ausgesprochen[2]. 189 Die der


Unter diesem Priesterstamm im weiteren Sinne das jüdische Volk zu verstehen, ist nicht nötig, denn nach De special. leg. I § 97 unterscheidet sich der Hohepriester der Juden von den Priestern der anderen dadurch, dass diese nur für Angehörige, Freunde und Mitbürger zu beten und zu opfern pflegen, während jener für das ganze Menschengeschlecht, ja sogar für das ganze Weltall Gebete und Dankopfer der Gottheit weiht. Auch § 168 und § 190 ebendas. wird betont, dass die täglichen Opfer nicht nur für das gesamte Volk (Israel), sondern für das ganze Menschengeschlecht dargebracht werden.

  1. Ausser den sogenannten Zehngeboten, die von Gott ohne Moses’ Zutun durch eine eigens geschaffene Stimme gesprochen werden (vgl. unten § 213 und Ueber den Dekalog § 33).
  2. Vgl. die ähnliche Einteilung der Träume De somn. I § 1. 2. II § 1. 2.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/044&oldid=- (Version vom 1.8.2018)