Seite:PoincareKrise.djvu/25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wir auch fordern, daß sie uns helfen, wieder herauszukommen. Sie müssen alle diese neuen Ansichten, die ich soeben flüchtig skizziert habe, der Kritik unterwerfen und kein Prinzip aufgeben, bevor sie einen ehrlichen Versuch gemacht haben, es zu retten. Was sie in dieser Richtung tun können, will ich zu erklären versuchen.

Vor allem handelt es sich darum, eine befriedigendere Theorie der Elektrodynamik der sich bewegenden Körper auszubilden. Hier drängen sich, wie ich schon genügend gezeigt habe, die Schwierigkeiten hauptsächlich zusammen; so sehr man auch Hypothesen häuft, man kann nicht allen Prinzipien gleichzeitig genügen. Bis jetzt ist es nur gelungen, die einen zu retten unter der Bedingung, daß man die anderen opferte; aber noch ist nicht alle Hoffnung verloren, bessere Resultate zu erzielen. Wenn wir die Theorie von Lorentz nehmen, sie nach allen Richtungen umwenden, sie nach und nach abändern, so wird sich vielleicht noch alles in Ordnung bringen lassen.

Könnte man nicht, statt anzunehmen, daß die in Bewegung befindlichen Körper eine Verdichtung in der Richtung der Bewegung erleiden, und daß diese Verdichtung die gleiche sei, wie auch die Natur dieser Körper und die Kräfte, denen sie sonst unterworfen sind, sein mögen, eine einfachere und natürlichere Hypothese aufstellen? Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, daß es der Äther ist, der sich verändert, wenn er sich in Bewegung befindet in bezug auf das materielle Mittel, das ihn durchdringt, daß er, so verändert, die Störungen nicht mehr mit der gleichen Geschwindigkeit in allen Richtungen fortpflanzt. Er würde die, die sich parallel mit der Bewegung des Mittels ausbreiten, sei es in der gleichen oder der entgegengesetzten Richtung, schneller leiten, und die, die sich senkrecht dazu ausbreiten, langsamer.

Empfohlene Zitierweise:
Henri Poincaré: Der gegenwärtige Zustand und die Zukunft der mathematischen Physik. Der Wert der Wissenschaft, B. G. Teubner, Leipzig 1904/6, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PoincareKrise.djvu/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)