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neuen Decke leicht die wesentlichen Züge des fortbestehenden Organismus.

Nach welcher Richtung wir uns ausbreiten werden, können wir nicht voraussehen; vielleicht wird die kinetische Theorie der Gase sich so entwickeln, daß sie den anderen zum Vorbild dienen kann. Dann würden die Tatsachen, die anfangs einfach erschienen, nur noch die Resultanten einer sehr großen Zahl elementarer Tatsachen sein, die nur die Gesetze des Zufalls nach ein und demselben Ziel hinführen würden. Das physikalische Gesetz würde dann ein vollständig neues Ansehen erhalten; es wäre nicht mehr bloß eine Differentialgleichung, es würde den Charakter eines statistischen Gesetzes annehmen.

Vielleicht müßten wir auch eine ganz neue Mechanik ersinnen, die uns nur undeutlich vorschwebt, worin, da der Widerstand mit der Geschwindigkeit wächst, die Geschwindigkeit des Lichtes eine unüberschreitbare Grenze wäre. Die gewöhnliche Mechanik würde ganz einfach eine erste Annäherung bleiben, die für nicht sehr große Geschwindigkeiten wahr bleiben würde, so daß man noch die alte Dynamik unter der neuen finden würde. Wir brauchen also nicht zu bedauern, an die Prinzipien geglaubt zu haben, und, da die für die alten Formeln zu großen Geschwindigkeiten immer nur Ausnahmen sein würden, wäre es in der Anwendung sogar am sichersten, zu tun, als glaubte man immer noch daran. Sie sind so nützlich, daß ihnen ein Platz aufgehoben werden müßte. Sie ganz ausschließen wollen, hieße, sich einer wertvollen Waffe berauben. Ich füge aber zum Schluß noch ausdrücklich hinzu, daß wir noch nicht so weit sind, und daß noch durch nichts bewiesen ist, daß sie nicht siegreich und unberührt aus dem Kampf hervorgehen werden.

Empfohlene Zitierweise:
Henri Poincaré: Der gegenwärtige Zustand und die Zukunft der mathematischen Physik. Der Wert der Wissenschaft, B. G. Teubner, Leipzig 1904/6, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PoincareKrise.djvu/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)