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Die Hoacht.

Von Kesseling aus führt ein Weg über Weidenbach steil hinan nach Kaltenborn, etwa drei Stunden von der Ahr und dann nach der Burg Hoacht. Diese Burg war der Hauptort einer kleinen Herrschaft, die endlich die Herren von Kaltenborn dem Erzbischof von Köln übergeben mußten, um sie von diesem mächtigen geistlichen Fürsten als gesichertes und wohlbeschütztes Lehen zurücknehmen zu können. Erst in unserem Jahrhundert sind die Ruinen der alten Burg von Kaltenborn verschwunden und zwar durch die Schuld ihres letzten Besitzers, welcher in Köln verstarb und nicht den Namen Hoacht geführt hatte.

Auf der Hoacht hauste in alter Zeit ein wilder Raubgraf. Er entweihte in einer Osternacht das heilige Fest mit seinen Gesellen schnöde durch Tanz, Harfenspiel und Buhlerei. Da verfinsterte sich plötzlich der ganze Himmel, und das Zechgelage wurde gewaltsam gestört. Aus den Wetterwolken zuckten die Blitze, und immer stärker rollte der Donner. Alle auf der Burg wurden vor Schrecken starr und bleich. Ein Wetterstrahl traf die Veste. Da brachen Flammen durch Thüren und Fenster, die Mauern knickten mit furchtbarem Getöse zusammen und begruben die Frevler unter ihrem Schutte.

Nun hatte zwar der Raubgraf ungeheuere Schätze an Gold, Silber

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/182&oldid=- (Version vom 1.8.2018)