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als man ihn anredete, rief er aus: „O Ihr thörichten und gottlosen Menschen, welche Qualen sind Euch doch nach diesem Leben bereitet!“

Adalberts Äußerungen und Ermahnungen beschäftigten alle Menschen ringsumher, am meisten aber den Pfarrherrn von Mandel, den Abt von Sponheim und den Prior Johann. Diese drei Geistlichen begaben sich denn auch alsbald in Adalberts Hütte und ihnen erzählte er, was in der Nacht vorher mit ihm geschehen sei.

Nach seinem Tode – sagte er – hätten mehrere Engel seine Seele in die Luft geführt. Da wären lauter Funken wie Schneeflocken um ihn her geschwirrt. Das wären unzählige Teufel gewesen, die hätten ihn wollen in das ringsum lodernde Feuer stürzen, die guten Engel aber hätten die Teufel von ihm abgewehrt. Den bösen wie den guten Engeln wären alle seine Sünden bekannt gewesen. Ihm selbst aber wären sie noch fürchterlicher erschienen, wiewohl er doch manche davon in seinem früheren Leben nur für sehr unbedeutend gehalten hätte. So sei er einmal nach Kreuznach gegangen, da habe ihn ein Bettler nach dem Wege gefragt. Den habe er ihm zwar gesagt, aber nicht genau genug beschrieben und deshalb habe der Bettler nachher einige Stunden lang im Walde umherirren müssen. Dafür – so berichtete Adalbert der Landmann – sei er auf eine Weise gestraft worden, daß er es gar nicht ausdrücken könne und wenn er hundert Zungen hätte. Wegen eines anderen Fehlers, den er früher kaum für ein Vergehen gehalten habe, hätten die Teufel mit lautem Gelächter brennende Garben auf ihn geworfen und ihn, wie er gemeint hatte, wohl vierhundert Jahre lang auf das jämmerlichste verbrannt.

Darauf sei ihm ein Engel als Führer gegeben und der habe ihn zu dem Orte der ewigen Verdammnis geleitet. Nun sei er doch in Wahrheit nicht vierhundert Jahre, sondern nur eine Nacht im Tode gewesen. Aber während dieser Zeit seien so viele Seelen zur Hölle hinabgestürzt, als seiner Meinung nach kaum in Jahrhunderten könnten gestorben sein.

Viele Bischöfe, Äbte, Priester, Mönche und Nonnen, Christen und Heiden wären darunter gewesen und ein fürchterliches Geheul hätte sich erhoben. Die Seele eines gewissen Bischofs sei mit großem Getöse von den Teufeln in die Hölle geschleppt. Mönche und Nonnen wären wegen ihres Ungehorsams und Murrens fürchterlich gestraft, unzählige Bischöfe und

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/80&oldid=- (Version vom 1.8.2018)