Seite:Proehle Rheinlands Sagen und Geschichten.djvu/9

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Liebfrauenmilch.

Saßen All’ auf dem Verdecke,
Fuhren stolz hinab den Rhein!

So singt ein neuerer deutscher Dichter. Bei seinen Worten sehen wir den Vater Rhein seine ganze Herrlichkeit vor uns entfalten. Die schöne Wasserstraße wird bei Worms zum Tummelplatze der größten Helden, von welchen das deutsche Lied singt. In dieser Gegend, wo das Rheingold uns im Strahl der Mittagsonne so schön entgegenblinkt, ist der Nibelungenschatz, der Nibelungenhort, in den Rhein versenkt worden. Wie uns die Reben anlachen von den Ufern des Rheins!

Es ist daher wohl zu glauben, daß hier zu Worms am Rheine einst Kaiser Max fröhlich in der Schar der Fürsten unter Trompetenklange sich am Weine gelabt, und daß dabei der Kurfürst von der Pfalz zu den anderen Fürsten gesprochen habe:

Ihr Herr’n, wer rühmt ein Erbe sein
Gleich mir? von meinen Höh’n ergießt
Aus vollem Borne sich der Wein,
Der Allen heut zur Labe fließt.
Wie herrlich ist’s, von diesen Höh’n
Hinunter nach dem alten Rhein
Auf’s fruchtgeschwellte Land zu sehn
Bei einem solchen Glase Wein!

Zu diesen Rebengeländen, die sich bei Worms dem Auge des Reisenden darbieten, gehört auch die Stelle, wo die Liebfrauenmilch wächst. Ueber den Namen dieses Weines erzählt die Sage Folgendes:

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)