Seite:Proehle Rheinlands Sagen und Geschichten.djvu/99

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und angenehm wegtrinken, aber doch, ehe man sich’s versieht, zu Kopfe steigen.

An dem Tische, wo sich die Reisenden befanden, wurde über die Zahl der anwesenden Besucher und Wallfahrer gestritten. Nach Einiger Meinung sollten 10 000, nach Anderer mehr und dann noch mehr an jenem Tage auf dem Hügelrücken durcheinander wimmeln. Ein österreichischer Offizier mit militärischem Blicke bekannte sich zu dem höchsten Gebot. Noch mehrere Gespräche kreuzten sich.

Verschiedene Bauernregeln und sprichwörtliche Wetterprophezeiungen, welche im Jahre 1814 eingetroffen sein sollten, verzeichnete Goethe in sein Taschenbuch. Auch hier mögen sie Platz finden, weil sie auf die Landesart am Rhein und auf die wichtigsten Angelegenheiten seiner Bewohner hindeuten: Trockner April ist nicht der Bauern Will. – Wenn die Grasmücke singt, ehe der Weinstock sproßt, so verkündet es ein gutes Jahr. – Viel Sonnenschein im August bringt guten Wein. – Je näher das Christfest dem neuen Monde zufällt, ein desto härteres Jahr soll hernach folgen; so es aber gegen den vollen und abnehmenden Mond kommt, je gelinder es sein soll. – Die Fischer haben von der Hechtsleber dieses Merkmal, welches genau eintreffen soll: wenn dieselbe gegen das Gallenbläschen zu breit, der vordere Teil aber spitz und schmal ist, so bedeutet es einen harten und langen Winter. – Wenn die Milchstraße im Dezember schön weiß und hell scheint, so bedeutet es ein gutes Jahr. – Wenn die Zeit von Weihnachten bis drei König neblig und dunkel ist, sollen das Jahr darauf Krankheiten folgen. – Wenn in der Christnacht die Weine in den Fässern sich bewegen, daß sie übergehen, so hofft man auf ein gutes Weinjahr. – Wenn die Rohrdommel zeitig gehört wird, so hofft man auf eine gute Ernte. – Wenn die Bohnen übermäßig wachsen und die Eichbäume viel Frucht bringen, so giebt es wenig Getreide. – Wenn die Eulen und andere Vögel ungewöhnlich die Wälder verlassen, und häufig den Dörfern und Städten zufliegen, so giebt es ein unfruchtbares Jahr. – Kühler Mai giebt guten Wein und gutes Heu. – Nicht zu kalt und nicht zu naß, füllt die Scheuer und das Faß. – Reife Erdbeeren um Pfingsten bedeuten einen guten Wein. – Wenn es in der Walpurgisnacht regnet, so hofft man auf ein gutes Jahr. –

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)