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Zweites Kapitel

Ein scheußlicher Tag,“ rief Zenon und schüttelte sich vor Kälte.

„Ein schrecklicher, widerlicher, ekelhafter Tag,“ wiederholte mit neckischer Lustigkeit ein reizendes hellblondes Mädchen, als es mit ihm die gewaltige Säulenhalle von St. Paul verließ und die breiten, feuchten und glatten Stufen betrat.

„Ein dreimal ekelhafter Tag, es ist kalt, feucht und neblig, ich habe beinah schon vergessen, wie die Sonne scheint und wärmt.“

„Das ist Übertreibung und Exaltation, wie Tante Ellen zu sagen pflegt.“

„Also Sie haben in diesem Jahre schon einmal Sonne in London gesehn?“

„Aber es ist doch erst Februar.“

„Haben Sie denn überhaupt schon irgend einmal Sonne in England gesehn?“

„Oh Mr. Zeno, daß nur Tante Dolly nicht sagt: Hüte dich, Betsy, denn dieser Mensch betet die Sonne an, wie ein Parse, – er scheint ein Heide zu sein,“ drohte sie ihm lächelnd und ahmte die komische Stimme der Tante nach.

„Aber hat es denn seit November auch nur auf einen Augenblick Sonnenschein in London gegeben? Nichts

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/027&oldid=- (Version vom 1.8.2018)