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„Herrin sitze, weil ich am nächsten war, – man kann es doch schwerlich anders deuten.“

„Und doch muß dahinter etwas anderes stecken, es muß,“ behauptete hartnäckig ein grauer Herr mit gelbem, runzligem Gesicht, der neben der Wirtin saß.

Zenon lachte laut auf, – so kindlich, ja geradezu amüsant erschien ihm diese Vermutung.

„Ich behaupte dennoch, daß dahinter etwas steckt,“ rief der Alte hartnäckig.

„Sicher, irgendein Geheimnis des Daseins, irgendein transzendentales Rätsel,“ warf Zenon boshaft und unwillig hin.

„Alles ist ein Geheimnis und alles ein Rätsel,“ verkündete der andere streng.

„Hat Miß Daisy schon früher gefrühstückt?“ fragte Yoe.

„Nein, sie war gar nicht da, sie ist in ihrem Zimmer,“ flüsterte Mrs. Tracy, während sie die immer noch ängstlichen und vor Schreck halb toten Katzen an ihre breite Brust schmiegte.

„Sie ist am Ende krank,“ fragte er weiter, da er ein lebhafteres Aufblitzen in Zenons Augen bemerkte.

„Nein, es fehlt ihr nichts, sie ist nur mit Briefen beschäftigt, sie hat heute einen ganzen Stoß Briefe aus Kalkutta erhalten.“

„Waren viele Leute bei Mr. Guru?“

„Eine ganze Prozession. Er empfing aber niemand; er ließ nur durch den Diener erklären, daß er nach Europa gekommen wäre, um zu schauen und zu fragen, – man solle also auf seine Fragen warten,“ erzählte Mrs. Tracy mit gedämpfter Stimme.

Empfohlene Zitierweise:
Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/052&oldid=- (Version vom 1.8.2018)