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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

VI.
ELSA UND LOHENGRIN.


„Wir sind allein, zum ersten Mal allein!“


Ueberwältigt vom Sturm der Gefühle, war Elsa ihrem Retter zu Füssen gesunken.


– – – nimm mich hin!
Dir geb’ ich Alles, was ich bin!


Lohengrin will für Elsa das Schwert ziehen, will ihr Gatte heissen, Land und Leute schirmen, doch muss sie ihm zuvor Eins geloben:


Nie sollst du mich befragen,
noch Wissens Sorge tragen,
woher ich kam der Fahrt,
noch wie mein Nam’ und Art!


Elsa giebt die verhängnissvolle Zusage: nie, Herr, soll mir die Frage kommen! Niemals will sie zweifeln an Ihm, der so fest an ihre Unschuld glaubt!

Im Kampfe besiegt Lohengrin den falschen Ankläger Telramund. Grossmüthig schenkt der edle Held dem Ueberwundenen das Leben, – der Reue soll er es weihen!




Die Nacht ist längst hereingebrochen. Durch die Fenster des Palas (Ritterwohnung) in der Burg zu Antwerpen dringt hochzeitlicher Lichtglanz, des Festes heller Widerschein; Hörner und Posaunen schmettern jubelnd in die Welt hinaus: es giebt ein Glück! Die Stunden verrinnen, der Morgen graut. Ein langer Zug reichgekleideter Frauen, unter ihnen Elsa, die prächtig geschmückte Braut, schreitet aus der Kemenate (Frauenwohnung) nach dem Münster. Zwar versucht Ortrud, die heimliche Anstifterin aller Bezichtigungen, welche Telramund, ihr Gemahl, gegen die arme Elsa geschleudert hatte, der bräutlichen Feindin auch diese wonnigen Augenblicke zu vergällen, sie stellt sich noch auf dem Kirchgange drohend und hindernd ihr entgegen. Der König, Lohengrin und das gesammte ritterliche Gefolge erscheinen, ebenfalls

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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/48&oldid=- (Version vom 1.8.2018)