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Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie

XI.
ISOLDE AN TRISTAN’S LEICHE.


„In des Welt-Athems wehendem All’ –
Ertrinken – versinken –“


Der Künstler hat den Moment gewählt, in welchem Isolde an der Leiche Tristan’s ihr tief ergreifendes, visionäres Schwanenlied singt.


Mild und leise
wie er lächelt,
wie das Auge
hold er öffnet,
Freunde, seht –
Fühlt und seht ihr’s nicht?
höre ich nur diese Weise,
die so wundervoll und leise,
Wonne klagend,
Alles sagend,
mild versöhnend,
aus ihm tönend,
auf sich schwingt,
in mich dringt,
hold erhallend
um mich klingt?
Sind es Wellen sanfter Lüfte?
Sind es Wogen wonniger Düfte?
Wie sie schwellen, mich umrauschen,
soll ich athmen, soll ich tauschen?
Soll ich schlürfen, untertauchen,
süss in Düften mich verhauchen?
In des Wonnemeeres wogendem Schwall,
in der Duft-Wellen tönendem Schall,
in des Welt-Athems wehendem All –
ertrinken
versinken –
unbewusst –
höchste Lust!



Empfohlene Zitierweise:
Text von Wilhelm Tappert: Richard-Wagner-Galerie. Hanfstaengl’s Nachfolger, Berlin 1876, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Richard-Wagner-Galerie.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)