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Des Mädchens Klage.


     Der Eichwald brauset,
Die Wolken ziehn,
Das Mägdlein sitzet
An Ufers Grün,

5
Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,

Und sie seufzt hinaus in die finstre Nacht,
Das Auge vom Weinen getrübet.
     „Das Herz ist gestorben,
Die Welt ist leer,

10
Und weiter giebt sie

Dem Wunsche nichts mehr.
Du Heilige rufe dein Kind zurück,
Ich habe genossen das irdische Glück,
Ich habe gelebt und geliebet!“

15
     Es rinnet der Thränen

Vergeblicher Lauf,
Die Klage sie wecket
Die Todten nicht auf,
Doch nenne, was tröstet und heilet die Brust

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Nach der süßen Liebe verschwundener Lust,

Ich, die himmlische, wills nicht versagen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Musen-Almanach für das Jahr 1799. Tübingen: J. G. Cottaischen Buchhandlung, 1797, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Musenalmanach_1799_208.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)