Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/107

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liegt Kloster Altenberg, welches schon auf den Aussichtspunkten bei Wetzlar unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, und zu dem von dieser Stadt aus auch den Fussgänger ein bequemer Weg unter Obstbäumen hin in dreiviertel Stunden führt. Die Lage der freundlichen Klostergebäude und der stattlichen Kirche am Rande der das Flussthal begrenzenden, mit Weinreben und Kirschbäumen bepflanzten Anhöhe, auf der einen Seite den von prachtvollen Buchen beschatteten Thaleinschnitt, auf der andern das Grün des zu einem Parke umgewandelten Klostergartens, rings auf der Höhe fruchtbare Felder, und unten das weite, gesegnete Flussthal, ist so ausnehmend schön, dass der rheinische Antiquarius sogar meint, es möchte der reichsten Phantasie schwer fallen, eine reizendere Lage als die von Altenberg zu entdecken. Der vordere Flügel der umfassenden Gebäude ist nach der Säcularisirung des Klosters im Jahre 1803 von dem Fürsten von Braunfels zu einer Sommerwohnung eingerichtet worden. Vor demselben zieht sich ein schmaler Gartenraum hin, von dem man, wie von einigen Punkten des gegenüberliegenden Parks, das schöne Thal zu Füssen, rechts das sich hoch aufthürmende Schloss Braunfels und links in der freundlichsten Lage Wetzlar und die es umgebenden Anhöhen übersieht. Hinter dem Parke liegt der weite Klosterhof mit den Wirthschafts- und Oeconomiegebäuden. Besonders sehenswerth ist die ansehnliche, im dreizehnten Jahrhundert im gothischen Style einfach und edel aufgeführte Klosterkirche, als deren Erbauerin man Gertrudis, die Tochter der heiligen Elisabeth, nennt. Sie ist einschiffig, und nur nach der Nordseite mit einem Querschiffe versehen. Unter den daselbst noch vorhandenen Denkmälern zeichnet sich das Grabmal der Gertrudis vor dem Hochaltar aus, auf welchem dieselbe im Tode daliegend, den hessischen Löwen zu ihren Füssen, in Lebensgrösse dargestellt ist. Dies Sculpturwerk, aus dem

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)