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Krieg hatte Schloss Braunfels viel durch die kaiserlichen Truppen zu leiden. Nach der Schlacht am weissen Berg 1621 nahmen es Spanier, plünderten es, und die Einwohner der Stadt wurden von der Besatzung auf das grausamste bedrückt. Graf Tilly hatte sogar 1630 die Grafschaft zum Lehen erhalten, doch wurde das Schloss im Jahre 1632 wieder genommen. Noch einmal wurde es von der ligistischen Armee 1634 erobert, doch schon im folgenden Jahre nahm es Ludwig Heinrich von Nassau, und zwar sehr leichten Kaufes, wieder und gab es seinem Besitzer zurück. Der Antiquarius des Lahnstroms erzählt diese Einnahme, wie folgt: „Den 17. Januar an einem Samstag Abends in der Stille zwischen 5 und 6 Uhr brach der Obriste und Graf Ludwig Heinrich von Nassau mit einem Theil der zu Dillenburg liegenden Besatzung auf, des Vorhabens, nach Mitternacht, etwa um zwei Uhr, die Festung Braunfels zu überrumpeln. Weil aber der Wagen, worauf die Leitern, Petarden und anderes Zubehör geführt wurde, unterwegs brach, so verzog es sich bis Morgens früh am 5 Uhr, als eben der Tag anbrach, ehe er vor Braunfes kam. Es wurde zwar sogleich Lärmen im Schloss, nichts destoweniger aber überstieg der Graf in aller Eil den Thal (Stadt Braunfels) und überfiel die Hauptwache, ehe sie noch recht ins Gewehr treten konnte. Diese machte er nieder und setzte darauf an das Schloss. Er legte Petarden an das vorderste und an die übrigen Thore, weil sie aber keine Wirkung thaten, brennte er dieselben weg. Dies verursachte einen solchen Dampf und Rauch, dass fast Niemand durch das Gewölbe hineinkommen konnte. Unterdessen stellten sich die Soldaten mit Steinwerfen und Schiessen tapfer zur Wehre, rückten auch noch vor das oberste Thor einen Sturmhaspel; dessen aber allen ohngeachtet wurde ihnen im völligen Dampfe dergestalt begegnet, dass sie ausreissen und um Quartier bitten mussten. Solcher Gestalt wurde dieser Ort

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/116&oldid=- (Version vom 1.8.2018)