Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/12

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„Das Wasser dieses Flusses an sich“, sagt er, „hält man für sehr gesund und es soll eine besondere Wirkung thun, daher es von den Anwohnern zum Baden öfters gebraucht wird. Wie es denn insonderheit für die Grätze oder den Grind sehr heilsam ist, und es darf sich nur eine damit behaftete Person zwei- bis dreimal darinnen baden, so geht auf einmal alles fort. Petrus Bertius, in seiner Abhandlung von der verborgenen medicinischen Kraft in Heilung des Grinds, nimmt demnach nicht sonder Ursache von diesem Flusse also Abschied:

Lane Pater, placido qui flumine culta pererras
Rura et Cattorum pinguia prata, Vale!“

Aus seinem Vorberichte erfährt man auch, dass ein Niederländer, Namens Henrich Wessel, die Lahn von Dietz abwärts „mit vieler Kunst und Arbeit“ fahrbar gemacht hat, und dass Landgraf Karl von Heesen „sich viele Mühe gegeben“, um den Fluss sogar bis Marburg schiffbar zu machen, und zu diesem Zwecke verschiedene An- und Ueberschläge hat entwerfen lassen; doch fügt der Verfasser naiv, wenn auch nicht gerade logisch hinzu: „Gleichwohl haben sich viele Schwierigkeiten dabei gefunden; erstlich wegen der vielen an diesem Fluss befindlichen Mühlen, zweitens wegen der erforderlichen Kosten, drittens, weil er durch vieler Herren Länder fliesset, die nicht alle unter einen Hut zu bringen wären, und viertens, weil man viele Ländereien hätte durchstechen und abgraben müssen.“ Auch tritt derselbe mit einer ganz eigenthümlichen, kühnen Idee hervor, deren Ausführung, wenn sie möglich gewesen wäre, die Bewohner des mittleren und unteren Lanthals ihm wenig Dank gewusst hätten. Er meint nämlich, dass man dem Fluss einen ganz anderen Weg verschaffen und ihn durch die Wetterau führen könnte, wenn man ihn oberhalb Lollar zwischen Marburg und Giessen durch das Busecker

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite XI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)