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als er auf seinem Todtenbette lag, alle Baurechnungen vor sich auf das Zimmer haben bringen und darauf eine nach der andern im Kamine verbrennen lassen. Fürst Friedrich Wilhelm († 1816) brachte durch Heirath die Grafschaft Sayn-Hachenburg an sein Haus; indessen hatte er auch durch die französische Revolution bedeutende Verluste zu erleiden; er verlor durch sie die linksrheinischen Besitzungen, und ausserdem ist Weilburg einer der ersten Orte diesseits des Rheins gewesen, welche die Wirkungen derselben in nächster Nähe erfahren haben. Denn schon im Jahre 1792 durften Cüstine’sche Raubschaaren es wagen, von Mainz aus dieser Stadt einen ihrer gefährlichen Besuche abzustatten. In aller Eile wurden dem Fürsten 300,000 Gulden abgedrungen, alles Silbergeschirr des Schlosses geraubt, der Marstall geleert, und damit auch zum Schaden der Spott nicht fehle, ein Stück aus der kostbaren Sammttapete eines Schlosszimmers, des sogenannten Kurfürstengemachs, ausgeschnitten, um als Siegstrophäe dieses wenig ehrenvollen Siegszugs zu dienen. Noch heutigen Tags zeigt man die von der Tapete entblösste Stelle. Das Schloss zu Weilburg, das seit der Verlegung der Residenz nach Biebrich im Jahre 1816 nur noch zeitweise vom herzoglichen Hofe besucht wird, verdient als die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt eine nähere Besichtigung. Wenn wir durch den Thorweg gelangt sind, nimmt uns der geräumige Schlosshof auf, welchen die Schlossflügel im Viereck umgeben. Gerade vor uns liegt der nach der Lahn gelegene Hauptflügel, mit Epheu reichlich überzogen. Er sowie der uns zur Rechten liegende enthalten offenbar die ältesten Theile des Schlosses. Denn so müssen wir uns ausdrücken, da die von Philipp III. und Johann Ernst unternommenen Neubauten nichts anderes als Erweiterungen gewesen sind, welche namentlich die unteren Theile des Baus unberührt gelassen

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)