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Der Schlossgarten, im Geschmacke des vorigen Jahrhunderts sorgfältig mit Ausnützung der engen Localität angelegt, besteht aus mehreren, durch Treppen mit einander verbundenen Räumen. Die Aussicht von der sog. Terrasse aus auf die nahe Umgebung lahnauf- und abwärts ist sehr anmuthig. Wenn man auf ihr an der hohen Mauer her nach dem Schlosse zu geht, gewahrt man aus den Mauern desselben hervorspringend ein Thierbild, ein Denkmal, wie erzählt wird, zum Gedächtniss eines Hundes errichtet, welcher vom Schlosse aus seinen Herrn, den Fürsten Carl Christian von Weilburg, jenseits der Lahn spazieren gehend gesehen und beim Versuche, durch einen Sprung aus dem Fenster zu ihm zu gelangen, in der Tiefe seinen Tod gefunden habe. Die an den Schlossgarten stossende geräumige und freundliche Stadtkirche, mit Malerei und Bildhauerarbeit ausgestattet, enthält die nun für immer geschlossene Familiengruft des Herzoglichen Hauses Nassau. Wegen ihrer Bauart ist ferner beachtenswerth die uralte, im Achteck mit einem Vorsprung erbaute Kapelle auf dem Kirchhof, jetzt die Familiengruft der Freiherren von Dungern. Die kleine katholische Kirche neuen Styls bietet nichts besonders Interessantes. Von den übrigen öffentlichen Gebäuden der Stadt verdient noch erwähnt zu werden das 1780 erbaute Gymnasium, ihm gegenüber der sog. Comödienbau mit einem geräumigen Concertsaale und die schön gelegene neue Stadtschule.

Die Stadt Weilburg zählt ohne Garnison 2600 meist evangelische Einwohner. Seitdem die früher hier befindlichen Centralstellen im Jahre 1616 nach Wiesbaden verlegt worden sind, ist dieselbe nur noch Sitz eines Amtes und einer Bergmeisterei, und Garnisonsort für zwei Bataillone des ersten nassauischen Regiments. Das Gymnasium mit schöner Aula und einer ansehnlichen Bibliothek war, ehe in den Nachbarländern

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)