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Wied hervorging. Dietrichs Sohn Friedrich nannte sich Herr von Runkel, Graf von Wied und Herr von Isenburg. Auf Grundlage mehrerer im sechszehnten und siebenzehnten Jahrhunderte erfolgter Theilungen des Gesammtlandes in die sog. obere und niedere Grafschaft wurden die Söhne eines Grafen Friedrich († 1698), Georg Hermann Reinhard und Friedrich Wilhelm, die Stifter der Wied-Runkel’schen und Wied-Neuwied’schen Linien, welche im Jahre 1784 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden, und von denen die letztere, nachdem im Jahre 1824 die Runkel’sche mit dem Fürsten Friedrich erloschen, sich im Besitze auch dieser Herrschaft befindet. Seitdem ist übrigens das Schloss zu Runkel nur zur Jagdzeit von den Fürsten von Neuwied besucht worden, für welchen Zweck einige wenige Zimmer desselben reservirt sind. Auch der sehenswerthe alte Schlosssaal mit Ahnenbildern aus dem Runkel’schen, Westerburg’schen und Wied’schen Hause ist in seinem ursprünglichen Charakter erhalten worden, während die übrigen bewohnbaren Schlossräume zu Dienstwohnungen des Wied’schen Recepturbeamten, des ersten Geistlichen der Stadt und zum Geschäftslocale des Herzoglich Nassauischen und Fürstlich Wied’schen Amtes eingerichtet sind. Uebrigens verdient auch der alte ruinenartige Theil des Schlosses eine Besichtigung schon um der schönen Aussicht willen, welche sich von einem der Thürme auf die unten hinfliessende Lahn und die nahe Umgebung der Stadt eröffnet. Diese selbst bietet nichts Bemerkenswerthes; doch mag in früheren Zeiten, als noch Mauern sie rings umgaben, das Volkssprüchwort: „In Runkel ist’s dunkel“ eher berechtigt gewesen sein, als es jetzt der Fall ist, wo recht freundliche Strassen aus dem älteren Theile derselben nach allen Seiten hinausführen. Runkel zählt nur 1140 Einwohner, ist aber der Wohnort aller der Angestellten, welche im Nassauischen an Amtssitzen stationirt zu sein pflegen. Die Brücke, welche die Stadt

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/140&oldid=- (Version vom 1.8.2018)