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mit dem andern Ufer und der dort liegenden Vorstadt verbindet, ist 1450 erbaut worden; sie hat, wie der Antiquarius des Lahnstroms bemerkt, „dem Hause Runkel viele Vortheile, aber auch in Kriegszeiten unzähligen Schaden zu Wege gebracht.“

Dem Schlosse von Runkel gegenüber, in höherer Lage, erhebt sich Schloss Schadeck auf dem rebenbepflanzten Hügel, auf welchem der Runkeler rothe Wein, „aller Lahnweine König, feurig, gewürzreich, capitös“, auf einem mässig grossen Domanialweinberg und wenig anderen kleineren Parcellen gezogen wird. Das jetzige Schloss Schadeck, „ein ziemlich reguläres, steinernes, geraumes Schloss“ ist an die Stelle der alten Burg getreten, welche Herr Heinrich von Westerburg der Sage nach den Herren von Runkel, weil er von ihnen vertrieben worden, zum Trotze erbaut hatte. Obwohl Burg und Herrschaft bei den Herren von Westerburg geblieben sind, so sah sich doch Reinhard I. im Jahre 1321 genöthigt, diese dem Erzstifte Trier zu Lehen aufzutragen; auch belagerte Erzbischof Balduin im Jahre 1344 die Burg und eroberte sie. Nach der Rückgabe an ihre rechtmässigen Herren blieb sie bis in die neuere Zeit trierisches Lehen. Die Herren von Westerburg, deren gleichnamiges Stammschloss am Abhange des Westerwaldes fünf Stunden entfernt liegt, und denen wir auch im unteren Lahnthal begegnen werden, waren ein tapferes Geschlecht, welches mehrere Fehden gegen mächtige Nachbarn ruhmreich ausfocht und auch auswärts sich durch seinen Heldenmuth hervorthat. So besiegte ein Reinhard von Westerburg 1347 die Coblenzer bei Grenzau in einer Schlacht, in welcher dieselben 172 Mann verloren; Johann von Westerburg nahm 1367 den Grafen Johann von Nassau-Dillenburg mit 44 Rittern bei dem Dorfe Obertiefenbach gefangen. Auch der kriegerische Erzbischof Siegfried von Cöln, dessen Bruder Heinrich I. seinen Tod in der Sehlacht bei Worungen

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)