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Familientypus, wie seine Handlungweise für die Ritterlichkeit dieses Geschlechts. Im Jahre 1737 kam Burg und Herrschaft Dern, nachdem der Mannsstamm ausgestorben, durch Vermählung der Erbtochter Maria Johanna an Adolph Wilhelm Franz von Greifenklau. Der jetzige Besitzer des Schlosses, Freiherr von Dungern, hat auf demselben eine ausgedehnte Musterwirthschaft angelegt und stattliche Oeconomiegebäude hergestellt.

Auf der Wanderung von Runkel hierher bemerkt man kaum die allmähliche Erweiterung des Flussthals; dagegen zeigt sich bei der Fahrt auf der Eisenbahn, sowie man den Ennericher Tunnel passirt ist, der Wechsel des Charakters der Gegend auf wahrhaft überraschende Weise. Von dem eng begrenzten Thale sieht man sich plötzlich in eine weite, freundliche Gegend versetzt, in welcher sich fruchtbare Abhänge sanft zu der Fläche absenken, welche die Lahn in anmuthigen Windungen durchfliesst und reiche Ortschaften begrenzen, von denen sich Dietkirchen mit den Thürmen und dem hohen Mittelschiffe seiner auf steilem Felsen sich erhebenden alterthümlichen Kirche als der höchst malerische Mittelpunkt des Ganzen präsentirt.

An Dietkirchen knüpfen sich sehr alte Erinnerungen. Denn schon in heidnischen Zeiten war hier in einem heiligen Hain, der Reckenforst geheissen, die gemeinsame Malstätte des Niederlohngaus und später der Grafschaft Dietz. Um die Mitte des vierten Jahrhunderts erwählte sich der Apostel des Lohngaus, der heilige Lubentius von Trier, einen hohen Felsen dieses Haines, denselben, welcher jetzt die Kirche trägt, um von ihm herab dem Volke das Christenthum zu verkündigen, und gründete auf ihm, als dasselbe Wurzel gefasst hatte, die erste christliche Kirche an der Lahn. Nach seinem an der unteren Mosel erfolgten Tode wurde auch seine Leiche zur Bestattung hierhergebracht. Die Legende berichtet, die Wasser der Lahn hätten dieselbe, in sanften

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/144&oldid=- (Version vom 1.8.2018)