Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/145

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Wellen sich um sie kräuselnd, flussaufwärts getragen, und am Fusse des Felsens, auf welchem die Kirche gestanden, an das Ufer gespült. Das ansehnliche weit ins christliche Alterthum hinaufreichende Collegiatstift von Dietkirchen stand unter dem Erzstifte von Trier, und sein zeitweiliger Probst bekleidete durch das ganze Mittelalter hindurch die Stelle eines Archidiakonus über alle trierische Kirchen diesseits des Rheins. Die jetzige, im romanischen Style erbaute Kirche, deren Gründungsjahr mit Bestimmtheit nicht angegeben werden kann, erweckt das lebhafte Interesse des Besuchers. Schon wenn man sich von dem Wege von Dern oder von Eschhofen ihr nähert, kündigen die kleinen schmalen Fenster des Mittelschiffs – die der Seitenschiffe hat eine geschmacklos restaurirende Zeit vermauert und durch runde ersetzt – und die ganze Structur des Mauerwerks das hohe Alter derselben an. Kommt man von der Station Eschhofen herüber, so treten auch die Substructionsmauern des alten Collegiatstiftsgebäudes, welches auf der Höhe südlich von der Kirche lag, und im dreissigjährigen Kriege zusammengeschossen worden sein soll, sowie auf dem äussersten Vorsprung des Felsens die Dreifaltigkeitskapelle hervor, welche für den ältesten Theil der unregelmässig aneinander hängenden, hinter der Kirche herlaufenden Bauten ausgegeben wird. Mehr noch als das Aeussere der Kirche zeigt ihr Inneres den romanischen Baustyl in einem sehr primitiven Charakter. Kurze viereckige Pfeiler mit starker, höchst einfacher Ausladung scheiden das Mittelschiff von den Seitenschiffen, über deren unteren Kreuzgewölben ein zweites, ebenfalls in das Querschiff sich öffnendes Stockwerk herlauft, dessen Pfeiler ohne Ausladung sind, so dass die Wände des Mittelschiffs glatt und ohne irgend welche Gliederung hoch emporsteigen und die flache Decke der Basilika tragen. Bemerkenswerth ist es auch, dass die Centralstelle dieses alten Baus durch einen doppelten, schmal

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)