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mit dem Saalhofe in dem unfern gelegenen Dorfe Oberbrechen. Nach der Gewohnheit der christlichen Missionäre, an Orten, welche den Heiden geheiligt waren, die ersten Fäden des Christenthums anzuknüpfen und daselbst Kirchen zu gründen, wird wohl schon frühe auch hier eine solche erbaut worden sein. Denn Lintburck heisst Burg des Lindwurms oder Drachen, und dieser nimmt in der altdeutschen Mythologie bekanntlich eine bedeutungsvolle Stelle ein. Die Vogtei über die Kirche zu Limburg war zur Zeit Ludwigs des Kindes bei dem Geschlechte der salischen Conradiner, und zwar bei dem Stamme Eberhards, des Bruders Conrads des Seniors, den wir in Weilburg kennen gelernt haben. Seinem Sohn, dem damaligen Grafen Conrad Kurzbold, dem Vetter König Conrads I. gebührt das Verdienst, Limburg zuerst zu einer grösseren Bedeutung erhoben zu haben. Er erbaute auf dem Felsen an der Lahn neben seiner Burg eine Kirche, welche König Otto I. mit Gütern beschenkte und in seinen besondern königlichen Schutz nahm, und errichtete an derselben ein Stift regulirter Chorherren. Auch erlangte er vom Kaiser, dass die Vogtei über jene an den Besitz der Burg geknüpft blieb. Wenn indessen die Kirche, welche er gründete, in einer kunstreicheren Zeit durch den herrlichen Dom ersetzt worden ist, so steht doch noch ein Theil der Burg, in welcher dieser bedeutende Mann gehaust, der nicht nur im Lahngau eine grosse Rolle gespielt, sondern auch mit kräftiger Hand in die Geschicke des Reichs eingegriffen hat. Denn er betheiligte sich in dem heftigen Kampfe, den König Otto I. mit Eberhard von Franken und Giselbert von Lothringen führte, indem er auf der Seite des Kaisers gegen seinen Vetter stand. Der Ueberfall bei Andernach, bei welchem Eberhard fiel und Giselbert in den Fluthen des Rheins ertrank, ist sein Werk gewesen; es wird sogar berichtet, dass der erstere durch seine Hand gefallen sei. Wegen dieser und anderer

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)