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haben. „Wenn irgend eine Familie des hohen Adels im Nassauischen“, sagt Vogel, „die Vermuthung für sich hat, dass sie vom salisch-conradinischen Kaisergeschlecht abstamme, so ist es die der Grafen von Dietz; denn in demselben Niederlohngau, wo die Conradiner so recht zu Hause waren, erscheinen später die Grafen von Dietz überall ansässig, und bei ihnen allein ist die Landeshoheit über den ganzen Gau, mit Ausnahme der beiden Vogteien von Worms und Bleidenstadt.“ Daher versammelte sich auch die Blüthe des Lohngauer Adels, um als glänzendes Gefolge die zum Kampfe ausziehenden Grafen zu begleiten oder die Burghut zu besorgen, an diesem Mittelpunkt der mächtigen Grafschaft, welche wegen ihrer Fruchtbarkeit „die goldene“ geheissen wurde, ein Name, welcher der Umgegend bis auf den heutigen Tag geblieben ist. Indem sich viele jener Adligen um die Burg ansiedelten, wurde der erste Grund zu der Stadt Dietz gelegt, deren Gemarkung noch in späterer Zeit sehr beschränkt war, ein Umstand, der seinerseits schon den Beweis liefert, dass dieselbe eines verhältnissmässig späten Ursprungs sein muss. Die Grafen von Dietz walteten übrigens nicht nur in dem Niederlohngau, sondern ihr Name wird auch in der Geschichte des Vaterlandes wiederholt mit Ehren genannt. Einer von ihnen, Heinrich II., der sich der Gunst Kaiser Friedrichs I. erfreute, begleitete diesen im Jahr 1177 nach Italien und schloss sich ihm mit seinem Sohne Heinrich zu dem Kreuzzuge an, auf welchem Barbarossa in den Wellen des Kalykadnus seinen Tod fand. Der Sohn und Nachfolger desselben, Gerhard II., der sich zuerst auch Graf von Weilnau nannte, stand bei Kaiser Friedrich II. in hohen Ehren und machte gleichfalls einen Kreuzzug (1217) mit. Graf Gerhard IV. erbaute neben dem Schlosse die Marienkirche, und indem er an derselben im Jahre 1289 ein Stift regulirter Chorherren errichtete, erhöhte er den Glanz seiner von zahlreichem Adel bewohnten Residenz.

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)