Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/171

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Wirthschaftsgebäude stören den Eindruck nicht. Das geräumige Schloss, aus einem Hauptflügel und zwei mit Pavillons abschliessenden Nebenflügeln, die sich nach dem Vorplatze ziehen, bestehend, ist vom Jahre 1674 an vom der Fürstin Albertine von Dietz ganz in dem damals herrschenden französischen Style erbaut. Aber so wohnlich dasselbe äusserlich erscheint und so wohl erhalten es ist, bietet doch das Innere keinerlei Sehenswürdigkeiten, da das früher hier befindliche, grösstentheils kostbare Mobiliar sammt den Gemälden, von denen einzelne in historischer Beziehung von Bedeutung sind, neuerdings in die Schlösser von Weilburg und Wiesbaden gebracht worden sind. Dagegen ist der hinter dem Schlosse nach der Lahn zu liegende kleine Garten mit seinen Blumenbeeten und Springbrunnen allerliebst, und die Aussicht, welche sich auf dem Altane desselben eröffnet, überraschend schön. Wir sehen uns hier am Rande des steil in die Lahn abfallenden Kalkfelsens; dem Abhang zur Seite zieht sich ein schönes Lustwäldchen hinab; tief unten aber am Fusse desselben windet sich der Fluss hin; im grünen Thale liegt idyllisch das Dörfchen Auel und die oraniensteiner Mühle; drüben von der Höhe winkt das freundliche Gückingen herüber, und wenn wir unsern Blick, nach links wenden, dehnt sich die fruchtbare Fläche von Limburg vor uns aus, hinter welcher die alte Stadt selbst mit ihrem thurmreichen Dome sich erhebt.

Da, wo jetzt Schloss Oranienstein steht, befand sich früher das Benedictiner-Nonnenkloster Dirstein, oder das Stift St. Johannes des Täufers zu Dirstein, dessen Name sich noch in der Bezeichnung der nach Limburg zu gelegenen fruchtbaren Dirsteiner Au erhalten hat. Dasselbe kommt schon im Jahre 1211 vor und ist aller Wahrscheinlichkeit nach von den Grafen von Dietz, in deren Burgfrieden es lag, gegründet worden. Im Jahre 1564 ging das Stift, sowie die nassauischen Lande dieser

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)