Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/179

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der Tourist dieselben zu Fuss aufsuchen, da die Bahn die Krümmung des Thals, innerhalb welcher sie liegen, durch einen Tunnel abschneidet. Schon ehe man Dietz hinter sich lässt, hat man einen solchen passirt, und wenn man nun das Ufer der Lahn wieder berührt und in der sich abwärts ziehenden Curve anlangt, zeigt ein Rückblick die Stadt in sehr malerischer Lage. Kaum hat man das schöne Bild näher ins Auge gefasst, so fährt man in einen zweiten Tunnel ein, hinter dessen Ausmündung man sich auf dem Bahnhofe des durch seinen Mineralbrunnen weitberühmten Dorfes Fachingen befindet. Der kleine Ort, in der Windung des Thales zwischen Obstbäumen und grünen Wiesen gelegen, hat einen anmuthig ländlichen Charakter, welchen auch die schönen Alleen und Baumgruppen an der Lahn hin und die regelmässig aufgeführten Brunnengebäude nicht beeinträchtigen. Die Rotunde, welche den Brunnen einschliesst, berührt unmittelbar das Ufer der Lahn, und schützt ihn vor dem anschwellenden Wasser derselben. Obwohl die Quelle schon ziemlich früh bekannt war, hat sie doch erst im vorigen Jahrhundert Beachtung gefunden. Der Antiquarius des Lahnstroms schreibt von ihr: „Der vor einiger Zeit in Ruf gekommene Sauer- und Gesundbrunnen zu Fachingen ist wegen seines guten Geschmacks und wunderwürdigen Wirkung nunmehr so berühmt geworden, dass dessen Wasser weit und breit verführet wird.“ Der Sage nach soll ein Schiffer aus Köln zur näheren Prüfung der Heilkräfte dieses Wassers den ersten Anlass gegeben haben. Er trank es, und ward von einer hartnäckigen Leibesverstopfung befreit. Der Ruf von dieser glücklichen Kur verbreitete sich schnell in die Umgegend, und nun kamen die Bewohner derselben schaarenweise herbei, und viele von ihnen verspürten bald einen gleich günstigen Erfolg. Die Stärke der Quelle, welche in einer Stunde 200 Maas Wasser aussprudelt, verstattet eine

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/179&oldid=- (Version vom 1.8.2018)