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bedeutender Geschlechter, während sein einziger männlicher Nachkomme und Erbe Ludwig III., der erst drei Jahre bei seines Vaters Tod zählte, ihm in der Grafschaft Arnstein nachfolgte. Er erhielt sehr jung den Ritterschlag und übte in irregeleitetem Thatendrang mit seinen Burgmannen das Faustrecht mit unerhörter Gewaltthätigkeit auf Strassen und auf dem Flusse, so dass er die Burg Arnstein lange Zeit zu einem „steyn aller lasteronghe vnd schande“ und zu einer „wornonghe der rittern pharaonis“ machte. Seine kinderlos gebliebene Ehe jedoch und nagende Gewissensbisse kehrten seinen Sinn der Busse zu; er wandelte seine Stammburg, die Zeugin seiner Frevel, in eine Stätte der Entsagung und stillen Gottesverehrung um. Die steile vorspringende Felsenspitze, welche den Wartthurm trug und so hoch war, wie das jetzige Kirchendach, wurde abgetragen. Im Jahre 1139 wanderten 24 Prämonstratenser aus Sachsen ein; Graf Ludwig selbst mit seinem Truchsess und fünf Rittern vertauschten den Harnisch mit der Kutte, und auch seine Gemahlin Guda von Bomeneburg, von welcher er anfänglich nur schwer die Einwilligung zur Gründung des Klosters erhalten, entsagte der Welt und brachte ihre Tage in enger Clausur in einem abgesonderten Häuschen neben der Kirche zu, von wo sie durch ein Fenster der Messe beiwohnen konnte. Ausser Arnstein und Brunenburg errichtete Ludwig noch mehrere andere Klöster. Er starb auf einer Reise als Klosterbruder in dem von ihm gegründeten Kloster Gummersheim in der Pfalz im Jahre 1185; seine Leiche aber wurde nach Arnstein gebracht „und die Grafen von Nassau, von Catzenellnbogen und von Dietz und die Herren von Isenburg kamen zu seinem Begräbniss und halfen ihn würdiglich bestatten, und trugen die Bahre zur Kirche St. Margarethen beim Kloster, und ward begraben vor dem hohen Altar in dem Chor auf Allerseelentag“. So starb der letzte der

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)