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einst mächtigen Grafen von Arnstein; die Grafschaft Einrich fiel an die Herren von Isenburg.

Tritt man, auf der Höhe von Arnstein angelangt, in den einsamen, lang gestreckten Klosterhof, so zeigt sich noch deutlicher, als von unten, der Verfall der einst ausgedehnten und stattlichen Abteigebäude. Gleich vorn starren uns die kahlen Wände und öden Fensterhöhlen des äusersten Flügels entgegen; dann zeigt sich das Innere einer verfallenen Kapelle; und im Hintergrunde, dem Dörsbachthale zugewendet, gewahren wir die Ueberreste eines anderen bedeutenden Klosterflügels; zwischen diesem trümmerhaften Mauerwerk aber grünt und blüht frisches Leben in dem Klostergarten; der Epheu schlingt sich an den Mauern empor, und Bäume und Gesträuche beschatten den einsam melancholischen Platz. Doch darf man sich nicht der Betrachtung über Tage wilder Zerstörung hingeben, welche über diese Stätte des Friedens gekommen seien; die Nüchternheit der oft allzu practischen neueren Zeit hat diese Trümmer geschaffen; denn die Klostergebäude, auf Abbruch verkauft, haben zu Anfang dieses Jahrhunderts als ein bequemer Steinbruch gedient, bis das befriedigte Bedürfniss dem allmählichen Zerstörungswerke Einhalt gethan hat. Der einzige wohlerhaltene Flügel mit einer herrlichen Aussicht in das Lahnthal auf Obernhof und Schloss Langenau wird von dem Geistlichen bewohnt, der über die zerstreut wohnenden Katholiken der Umgegend die Seelsorge hat. Auch die ansehnliche Abteikirche ist ziemlich im alten Zustand und wohl erhalten. Ihrer Anlage nach ist sie eine gewölbte Basilika mit hohem Mittelschiff; neben dem Rundbogen treten einzelne Spitzbogen hervor, ein Umstand, der aus der Erweiterung derselben durch den Abt Wilhelm von Staffel im Jahr 1359 zu erklären ist. Derselbe hat ihr auch die zwei achteckigen Thürme am östlichen Chore hinzugefügt. Auf den westlichen Thürmen befinden sich

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)