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nie verzagen liess. Auch die allegorischen Figuren, welche ausser den Standbildern der Schutzheiligen der verbündeten Mächte, des heil. Adalbert und Alexander Newsky, Georg und Leopold, die äusseren Wände des Thurmes schmücken, die Religion, Einigkeit, Beharrlichkeit und Tapferkeit darstellend, zeugen von der auf Religiosität gegründeten Charakterstärke des seltenen Mannes. Im zweiten Stock des Baues befindet sich das Arbeitszimmer des Freiherrn, noch in demselben Zustande, wie er es verlassen hat, mit den in fünf Gruppen geordneten Bildern bedeutender Deutschen von den Zeiten der Reformation bis zu den Freiheitskriegen. Es sind Maximilian I., Karl V., Luther, Friedrich der Weise, Wallenstein, Kurfürst Maximilian von Baiern, Wilhelm der Verschwiegene, Prinz Ludwig von Baden, der grosse Kurfürst, Friedrich der Grosse, Maria Theresia, Scharnhorst, Blücher, Gneisenau. Im obersten Thurmzimmer sind die in carrarischem Marmor von Rauch ausgeführten Büsten der drei verbündeten Fürsten aufgestellt mit der Ueberschrift: „Vertrauen auf Gott, Muth, Einigkeit, Beharrlichkeit!“ Vier Gedenktafeln erinnern ausserdem an die glorreichsten Tage der Jahre 1813–15. Hier, in dem Schlosse seiner Väter, verweilte Freiherr vom Stein am liebsten, nachdem er sich von der politischen Schaubühne zurückgezogen hatte. Auch durch den Besuch manches trefflichen Mannes sind diese Räume geweiht; vor allem durch die des Freiheitssängers Ernst Moritz Arndt, der hier wiederholt von dem Freiherrn von Stein beherbergt wurde und auch noch nach dessen Tode als hochbetagter Greis im Kreise seiner Hinterbliebenen Aufnahme fand. Und noch in einer anderen Beziehung verlässt der Freund vaterländischer Literatur den denkwürdigen Ort nicht ohne Interesse, denn aus diesem Schlosse stammt nach der Angabe Friedrichs von Stein, (Göthe’s Briefe an Frau von Stein, I., p. 320) die Gräfin Werther von Neunheiligen,

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)