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deren Züge Göthe der Gräfin im Wilhelm Meister geliehen hat. Hinter dem Schlösschen zieht sich ein anmuthiger Garten hin, dessen hohe, die Dächer des Städtchens überragende Baumgruppen schon von Weitem sichtbar sind, und nicht wenig dessen landschaftliche Schönheit erhöhen. Dicht bei demselben liegt, im Freien von freundlichen Anlagen umgeben, die vielbesuchte Kaltwasserheilanstalt des Dr. Haupt, in welcher auch Fichtelnadel-Dampfbäder angewendet werden und zweckmässige Apparate für Heilgymnastik die Kuren unterstützen; auch sind für die Zukunft römische Bäder und ein pneumatischer Apparat in Aussicht genommen. In der Nähe liegt das von den Töchtern des Herrn von Stein gestiftete Hospital. Dass der Geburts- und Wohnort dieses grossen Mannes eine Zierde erhalte in einer Statue desselben, ist schon seit Jahren das Bemühen eines zu diesem Zwecke gebildeten Comités. Die Kirche von Nassau, deren Thurm-Construction sie als alt ausweist, bietet übrigens nichts besonders Sehenswerthes.

Um die reizende Umgebung und die denkwürdigen Oertlichkeiten um Nassau in nähern Augenschein zu nehmen, wenden wir unsere Schritte zuerst über die Kettenbrücke an dem Säuerling vorüber, der jenseits dicht an derselben hervorquillt, und besteigen auf bequem angelegten Wegen den steilen, waldigen Bergkegel, welcher die Ruine der Burg Nassau trägt. Die Sage berichtet, dass ein Herr von Laurenburg eine Hindin verfolgend, dieselbe hier im Dickicht versteckt gefunden und, von der festen Lage des Punktes überrascht, beschlossen habe, hier eine Burg zu erbauen, welche er wegen der „nassen Aue“ drunten im Thale Nassau genannt habe. Indessen wissen wir, dass die Villa Nasongä weit älter ist als die Burg, und dass diese von jener ihren Namen trägt. Die Herren Dudwin IV. und Dudo IV. von Laurenburg, haben dieselbe ums Jahr

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/214&oldid=- (Version vom 1.8.2018)