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gestorben ums Jahr 1247. Zwischen seinen Söhnen Walram, dem Vater König Adolphs, und Otto fand im Jahre 1255 die Erbtheilung der nassauischen Länder statt, der gemäss die Burg Nassau beiden Linien gemeinschaftlich blieb. Auch wurden die Ansprüche an die Burg von der ottonischen, nachdem sie in die Niederlande übergegangen war, keineswegs aufgegeben, wie sich denn noch 1557 Wilhelm der Verschwiegene wegen des gemeinsamen Stammes, Namens und Wappens ein Achtel derselben vorbehalten hat. Die Burg wurde nicht mit Gewalt zerstört, sondern versank allmählig zu einer Ruine; schon im Jahre 1597 war sie wegen ihres Verfalles unbewohnbar.

Die Inschrift am Portale der Burgruine, „Gemeinschaftliche nassauische Stammburg“ unterrichtet den Besucher von der Bedeutung des Ortes. Im Inneren des Burghofs zieht sich reichliches Immergrün die Mauern hinauf, welches dem Dichter Dingelstedt Anlass zu einem sinnigen Gedichte gegeben hat. Der Blick vom Thurme in die Thäler hinab ist überaus lohnend. Hier überschauen wir die reizende Lage und Umgebung von Nassau mit Einemmale: das freundliche Lahnthal mit seinen Rebenbergen und Obstgärten aufwärts bis zur Hohenley, und die vielfachen Seitenthäler, welche auf beiden Seiten zu demselben abfallen und der Gegend die grosse Mannichfaltigkeit verleihen, vor allen das romantische Mühlbachthal, welches, in grossen Windungen von Süden sich herabziehend, unten am Bergkegel in dasselbe einmündet. Der Rückweg führt uns zu der Ruine der Burg Stein, die auf der halben Höhe desselben Bergkegels sich erhebt, auf dem Burg Nassau thront, früher im Burgfrieden derselben gelegen, und der Familie von Stein angehörig, welche im Jahre 1158 zum erstenmale erscheint und 1831 mit dem Grössten ihres Namens ausgestorben ist. Die Sage von der Freifrau von Stein, der glücklichen Mutter von zwei

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/216&oldid=- (Version vom 1.8.2018)