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betretenden Einsamkeit nicht nöthig. – „Kann man von hier durch das Thal abwärts?“ „Hier gibt’s keinen Weg und Steg, der Bach ist oft tief und breit, und muss doch wohl zwölfmal überschritten werden.“ Vor solchem Hinderniss muss auch der festeste Vorsatz und die Hoffnung auf Entdeckung reizender Landschaften schweigen. Ein Händedruck des Müllers, und, noch oft in diese köstliche Idylle zurückschauend, steigt der Wanderer wieder aufwärts, um auf betretenem Weg nach Nassau zu gelangen.

Die liebliche grüne Thalfläche, inmitten welcher Nassau liegt, verengert sich wieder, wenn die Lahn sich unterhalb der Mündung der Mühlbach nordostwärts wendet. Auf der linken Seite derselben sind die steilen Bergwände bewaldet, während die jenseitigen mit Reben und Obst bepflanzt sind. An den ersteren hin zieht sich die Eisenbahn, nachdem sie auf einer Gitterbrücke unterhalb Nassau den Fluss überschritten hat; auf der rechten Seite desselben führt die mit Obstbäumen bepflanzte schöne Strasse nach Ems hinab. In einer kleinen Stunde gelangt man auf ihr zu dem Flecken Dausenau, der sich uns, wenn wir den Bergvorsprung umgangen haben, im Schoose hoher, schirmender, bis zu dem Thalrande mit Obstwaldungen bepflanzter Berge mit seiner alten, auf einer Anhöhe gelegenen Kirche und seinen mittelalterlichen Befestigungsmauern zeigt. Unter diesen ist der starke polygone Thurm, welcher am oberen Ende des Fleckens an der Lahn steht, bemerkenswerth, da er beträchtlich von der perpendikulären Richtung abweicht. Ihn, wie es geschehen ist, für ein römisches Bauwerk zu halten, ist eben so wenig Grund vorhanden, als die locale Sage Beachtung verdient, dass Eginhard und Emma eine Zeitlang in ihm gefangen gewesen seien. Uebrigens hat Dausenau, das jetzt etwa 800 Einwohner zählt, seine Thore und Mauern vor dem Jahre 1324 erhalten; es lag damals

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/219&oldid=- (Version vom 1.8.2018)