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angedichtet hat, rühmt abgesehen von ihrer Heilkraft bei Frauenkrankheiten dieselben folgendermassen: „Trinkt man das Wasser aus dem sogenannten Brünnchen, so reinigt es das Haupt von dem dicken zähen Schleim und andern Unreinigkeiten. Es öffnet die enge Brust, vertreibet den kurzen Athem, imgleichen das Grimmen im Leib. Das Wasser der Bäder stärkt die Gedanken, und das Geädere, ziehet auch Pfeile, Bleikugeln, Splitter und andere Dinge mehr, so lange in der Haut gestecket, wieder heraus. Es öffnet alle Geschwüre und alte Apostemate, damit sie recht geheilet und gereinigt werden, nachgehends fügt es dieselben wieder zusammen. Auch ist es sehr dienlich in Verstopfungen des Gehirns, bei fallender Sucht, Schlag, Flüssen, Kopfschmerzen, schwachem Gedächtniss, Dunkelheit des Gesichts, schwerem Gehör, Lähmung der Glieder und Nieren. Es treibet den Blasensand ab, curiret das Podagra und Chiragra, heilet die Grätze, den Aussatz, die Fisteln, den Krebs, und bei sechshundert andere sehr gefährliche Zufälle mehr.“

Natürlich, dass unter den vielen Tausenden, welche der schon seit Jahrhunderten berühmte Badeort aus ganz Europa beherbergt hat, auch sehr viele bedeutende und hervorragende Persönlichkeiten gewesen sind. Kaiser und Könige haben hier ihre leidende Gesundheit gekräftigt, ja eine Zeitlang ist Ems ein von hohen Herrschaften besonders bevorzugter Kurort gewesen. Jedoch auch durch anderer Männer Anwesenheit hat derselbe eine gewisse Weihe erhalten. Ulrich von Hutten besuchte Ems im Jahre 1516 als Kurgast und vernahm, wie erzählt wird, in dem nahen Dausenau zuerst die Kunde von dem an seinem Vetter Hans von Hutten begangenen verhängnissvollen Mord, der ihn zu seinen polemischen Schriften gegen Ulrich von Würtemberg veranlasste. Auch Göthe war, zwar nicht als Genesung Suchender, im Sommer 1774 zweimal in Gesellschaft

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)