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edleren Getreidearten. Die Umgegend von Giessen und Wetzlar, welche nach der Wetterau zu geöffnet ist, und als eine weite Thalfläche erscheint, ist ein sehr reiches Fruchtland, ebenso die Umgebung von Limburg und Dietz, welche neben dem Mainthal als die eigentliche Kornkammer des Herzogthums Nassau anzusehen ist. Auch hier treten die Wälder weit vom Flusse zurück; dagegen wird das steile und enge Felsenthal unterhalb der letzteren Stadt von Hochwald und Buschwerk, grossentheils Buchen- und Birkenbeständen, eingefasst, an deren Rande über das Plateau hin ein für alle in Mitteldeutschland vorkommenden Getreidearten ergiebiges Ackerland sich ausbreitet. Die Obstzucht gedeiht von Marburg an überall sehr gut; der Flecken Dausenau im unteren Thale ist sogar weitberühmt wegen der Fülle und Trefflichkeit des Obstes, welches daselbst gezogen wird. In sonnigen Lagen des oberen und im ganzen unteren Flussthal, welches mit dem Rheinthal ein ganz gleiches Klima hat, reifen Aprikosen und Pfirsiche. Auch der Rebstock beginnt hier schon fünf Stunden oberhalb der Lahnmündung die nach Süden gekehrten Bergwände zu bedecken; weiter oberhalb wird nur noch Runkel gegenüber auf einem mässigen Districte ein sehr guter Rother gezogen, während die kleineren Weinberge bei Altenberg und Wetzlar von keiner Bedeutung sind. Uebrigens war auch im Lahnthal die Kultur der Rebe in früheren Zeiten weit ausgedehnter; in Marburg erinnert noch der Name „Weinberg“ an eine solche allerdings schon sehr lange ausgegangene Anlage; dagegen berichtet noch der Antiquarius in dieser Beziehung, dass bei Giessen die Weinberge anfingen, und je weiter man an den Rhein hinunterkäme, in desto besseren Umständen sich zeigten. Er rühmt sogar die Vortrefflichkeit eines vom Grafen Wilhelm Moritz von Solms-Braunfels bei dieser Stadt angelegten Weinbergs, „worinnen im Jahre 1719 ein kostbarer rother Wein gewachsen,

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite XXVIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)