Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/37

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dieser Seite abschliesst. In nördlicher Richtung reihen sich an die Siegener Berge die Kuppen der waldreichen Sauerländischen, sowie der Rothlager Gebirgszug an, während sich links das Plateau des Westerwaldes erhebt, und noch mehr südwärts aus der blauen Ferne die schöngeschwungene Linie des Taunus mit seinem Hauptstock, dem grossen und kleinen Feldberg, auftaucht. Wenden wir den Blick rückwärts, so erscheinen in nächster Nähe die Wittgensteiner Berge, und an einer niederen Stelle hinter ihnen emporschauend die hessischen Berge der Eder und Lahn.

Auf den Bergen ist Freiheit, der Hauch der Grüfte
Steigt nicht hinauf in die reinen Lüfte,

dieser Ausspruch unseres Dichters drängt sich uns unwillkürlich auf, wenn wir das imposante Panorama eines deutschen Gebirgslandes hier auf der einsamen Höhe, von frischer Bergluft umweht, überblicken. Aber diese nahen und fernen Höhenzüge laden auch die Phantasie ein, sich in die Thäler und Ebenen, wo die Menschen wohnen, zu versenken; der ferne Taunus winkt ihr zu der gesegneten, städtereichen Mainebene, das gerade vor uns liegende stolze Siebengebirg zaubert uns den an seinem Fusse vorüberrauschenden Rhein vor die Seele, mit dessen Fluthen sich – wir glauben es kaum – die Wasser des Bächleins, welches hinter unserem Rücken als Lahn sich seinen Weg durch die Berge sucht, und dann dort zu unserer Seite als beträchtlich gewordener Fluss zwischen Taunus und Westerwald bald durch fruchtbare Thalebenen, bald durch tiefe Gebirgseinschnitte hinströmt, sich vereinigen. Das Interesse, welches die Betrachtung jedes Flussursprungs gewährt, im Geiste dem Laufe der Wasser an all’ den Ortschaften und Städten, Burgen und Schlössern vorüber zu folgen, wiederholt sich hier in doppelter Weise, indem auf dieser Wasserscheide Anschauung und Phantasie nicht nur das industrielle Westphalen mit den fruchtbaren Strecken von Hessen und

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)