Seite:Spiess Das Lahnthal.pdf/75

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wälle, und, seitdem diese abgetragen sind, durch eine Promenade, „die Schur“ genannt, gebildet wurde, hinausgewachsen. Die Erinnerung an die vier Thore, welche früher in die alte Stadt führten, ist in den Namen des Selzer-, Neuweger-, Wall- und Neustädter Thors geblieben; ein fünfter Eingang am Asterweg wurde erst später eröffnet. Ausser den vielen Gassen und Gässchen, welche oft in Krümmungen die Communication in der Stadt herstellen, und die zum grossen Theil mit alten Gebäuden besetzt sind, durchziehen dieselbe auch ansehnlichere Strassen, wie der Seltersweg, die Mäusburg, die Wallthorstrasse, die Wettergasse und Marktstrasse, an welchen zum Theil schon Neubauten die unansehnlichen alten Häuser verdrängt haben. Unter den Plätzen sind der Markt-, Kirchen-, Lindenplatz und der Brand zu erwähnen. Um die Altstadt ziehen sich, theils die Chausseen weit hinaus verfolgend, theils auf der früheren Promenade dieselbe in einem weiten Ring umgebend, die ansehnlichen Häuser neueren Baustyls her, welche Giessen von Weitem den Charakter moderner Freundlichkeit und Eleganz verleihen. Gärtchen und Anlagen vor denselben, und meist ein freier Blick über die Stadt und ihre Umgebung machen diese Häuser zu sehr behaglichen Wohnstätten. Hervorragende oder geschichtlich merkwürdige Gebäude hat übrigens Giessen nur wenige aufzuweisen. Von der früheren Pankratiuskirche ist nur der Thurm, auf dem noch zwei sehr alte Glocken hängen, übrig geblieben; die Kirche selbst ist wegen Baufälligkeit niedergelegt, und an ihre Stelle, etwas von jenem abseits, die jetzige Stadtkirche erbaut worden. Die katholische Kirche, im neuen Stadttheile an der Frankfurter Chaussee im Rundbogenstyle erbaut, ist nicht geräumig, aber freundlich, und trägt wegen ihrer hohen Lage wesentlich dazu bei, diesem Viertel ein städtisches Ansehen zu geben. Die übrigen hervorragenden Gebäude dienen meistens den Zwecken der Universität. So der

Empfohlene Zitierweise:
August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)