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Reinhold Steig: Literarische Umbildung des Märchens vom Fischer und siner Fru. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen

Runge schon nicht mehr lebte, Anwendung auf den einen, größten Mann des Schicksals: auf Napoleon. Als Jacob Grimm 1814 in Frankreich war und aus seinen persönlichen Wahrnehmungen die Hoffnung geschöpft hatte, daß zu unserer Rettung durch Napoleons starren Übermut alle diplomatische Sorgfalt zu Schanden werden würde, da antwortete darauf sein Freund und Lehrer Savigny aus Berlin, 29. April 1814, wie zur inneren Bestätigung dem anderen Bruder Wilhelm in Kassel: „Wissen Sie in der ganzen Geschichte eine große Begebenheit, die in ihrem Gang und ihrer Entwicklung so einfach, anschaulich und vollständig wäre wie die, welche uns zu erleben vergönnt war? Besonders merkwürdig ist, wie alles durch eine unaufhaltsame, innere Bestimmung zu diesem Ziel getrieben wurde, nicht durch festen Entschluß derer, die es bewirken konnten, was besonders in dem Kongreß zu Chatillon recht klar wird. Hier hat jemand den Fischer und sine Fru aus Ihrem Buch besonders drucken lassen, was als Biographie Bonapartes stark gekauft und gelesen wird.“ Gewiß die höchste allgemeine Ausdeutung, deren dies Märchen Runges fähig war.

Literarisch steht die Erzählung vom Fischer immer neben dem Märchen vom Machandelboom. Beide wurden zu gleicher Zeit, 1806, von Runge niedergeschrieben. 1808 erfolgte durch Arnim der Druck des Machandelbooms in der Einsiedlerzeitung, 1812 dann erst der doppelte Druck des Fischers: in dem Archiv für das Studium der neueren Sprachen (CVII, 277) habe ich dargetan, daß der Text der Märchen bei Grimms durch ihres Verlegers Georg Reimer Schuld und unberechtigte Einmischung verdorben ist, dagegen Arnim für den Machandelboom und Büsching für den Fischer den der Urschrift am nächsten stehenden Text uns bieten. Bestätigung erbringt noch ein Aufsatz Jacob Grimms in den Altdeutschen Wäldern.

Wo dieser nämlich im „Kommentar zu einer Stelle in Eschenbachs Parcifal“, mit dem die Altdeutschen Wälder beginnen, von der Farbenreihe schwarz, weiß, rot handelt und die Märchen durchgeht, in denen Eltern sich ein Kind wünschen so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, so schwarz wie ein Rabe – da führt er auch (S. 11) eine Stelle aus dem Eingang des „Märchens vom Wacholderbaum“ an und schreibt sie in folgender Weise hin:

Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Literarische Umbildung des Märchens vom Fischer und siner Fru. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen. Georg Westermann, Braunschweig 1903, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Umbildung_Fischer_und_siner_Fru.djvu/2&oldid=- (Version vom 1.8.2018)