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„Als Du, noch ein halber Junge, zu dem Deichgrafen in Dienst gingst, da lag’s in Deinem Kopf, das selbst einmal zu werden. Das hatte mich angesteckt, und ich dachte auch allmälig, Du seiest der rechte Mann dazu. Aber Dein Erbe war für solch ein Amt zu klein – ich habe während Deiner Dienstzeit knapp gelebt – ich dacht’ es zu vermehren.“

Hauke faßte heftig seines Vaters Hände, und der Alte suchte sich aufzurichten, daß er ihn sehen könne. „Ja, ja, mein Sohn,“ sagte er, „dort in der obersten Schublade der Schatulle liegt das Dokument. Du weißt, die alte Antje Wohlers hat eine Fenne von fünf und einem halben Demath; aber sie konnte mit dem Miethgelde allein in ihrem krüppelhaften Alter nicht mehr durchfinden; da habe ich allzeit um Martini eine bestimmte Summe, und auch mehr, wenn ich es hatte, dem armen Mensch gegeben; und dafür hat sie die Fenne mir übertragen; es ist Alles gerichtlich fertig. – – Nun liegt auch sie am Tode; die Krankheit unserer Marschen, der Krebs, hat sie befallen; Du wirst nicht mehr zu zahlen brauchen!“

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Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/81&oldid=- (Version vom 1.8.2018)