Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 122.jpg

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allhie eine gute Lateinische Schul gehabt / die zuvor bey dem Barfüsser Closter gewessen / darinnen auch D. Martinus Lutherus selber Anno 1498. frequentiret / ist dieselbe domahls in das Dominicaner oder Prediger Closter transferiret / vnnd mit düchtigen Praeceptoribus versehen worden. Darinnen bißhero viel feiner Gelehrter vnd vornehmer Leuthe erzogen worden. Ist zwar noch jetzo mit fünff Collegen, welche vermögs der alten Statuten / alle müssen Academici seyn / genugsamb bestellet / GOtt weiß aber wie lang / weil bey jetzigen Kriegsleufften der Praeceptorum Besoldung / vnd der Schulknaben vorige beneficia, nicht einkommen vnd dannenhero die Frequentz immer geringer wird.

Damit aber Kirchen vnd Schulen desto besser vorgestanden / vnnd die reine Lutherische Religion erhalten / vnnd auff die Nachkommen / je mehr vnnd mehr fürgepflantzet werde / haben Hochgedachter Ih. Churfürstl. Gn. Herrn Söhne H. Johann Friederich der Ander / H. Johann Wilhelm vnd H. Johann Friederich der Dritte / Herr Nicolaum von Ambsdorff / einen Meißnischen von Adel vnd Theologiae Licentiatum, gen Eysennach (demnach Herr Iustus Menius zu Gotha Superintendens worden) Anno 1550. zu einem Kirchen Rath angenommen vnd zum General Superintendenten / dieses Fürstenthumbs / gen Eysennach verordnet. Dieser Ambsdorffius ist zuvor Bischoff zu Zeits Naumburg gewesen / aber Anno 1547. zur Zeit deß Teutschen Krieges / vff Befehl deß Keysers Caroli V. der Religion halben entsetzet / vnd an seine statt der Päbstische Bischoff Iulius Pflug eingesetzet worden. Seit derselben Zeit hat nichts destoweniger dieser H. Ambsdorffius sein Bischoffliches Ampt trewlich verrichtet / vnd mit vielen nutzlichen wohlfundiereten Büchern / vnd Schrifften / die rechte reine Religion wider das Interim, wieder die Adiaphoristen, wider Osiandrum, wider die Majoriten, Widertauffer vnnd andere Corruptelen / trewlich verthädiget / biß er endlich nach Gottes Willen / alt vnd Lebens satt / allhiero seeliglich von dieser Welt abgeschieden / Anno 1565. am 14. Maij / seines Alters 82. Jahr / wie auß seinem Epitaphio vnd Bildnuß / welches gar künstlich in Stein gehawen / im Chor der Kirchen zu S. Georgen / gleich gegen seinem Grabe vber / zuvernehmen.

Damit wir auch nun von der Religion / Kirchen vnd Schulhändeln / auff die res gestas vnd denckwürdige Geschichten bey der Statt Eysennach / vnd diesem Fürstenthumb / kommen / so hat es bey hohen vnnd niedrigen Standes Personen von vielen Jahren hero / vnd sonderlich im Papstumb / gar seltzame Händel gegeben. Denn do die Religion vnnd Gottesdienst nicht richtig ist / da gerathen auch die Menschen in mancherley verkehrte Sitten / vnd in ein vnordentlich Leben / wiewol dennoch darbey viel Gottselige Leuthe / die nach Ehr vnd Tugend gestrebet / gefunden worden / wie auß nachfolgenden Exempeln zusehen. Anno Christi 1061. Hat Graf Ludowig in Thüringen / ein Sohn Ludovici mit dem Barth / welcher hernach das Schloß Wartburgk erbawet / Hertzog Vlrichs zu Sachsen Tochter / zur Ehe genommen / aber / weil sie gantz frech vnd stoltz / auch ihren Herren dessentwegen verachtete / weil sein H. Vatter noch newlich den Graffenstandt erlanget / hat er sie ihrem Vatter wider Anheim geschicket / dessen sie sich denn sehr schämen müssen / vnd ist auß solchem Bekümmernüß in eine Kranckheit gefallen / vnnd bald darnach gestorben.

Eben dieser Landgraff Ludowig ist nicht lang hernach / in viel grössere Sünde gefallen / in deme er Pfaltzgraff Friederichs zu Sachsen Gemahlin / Fraw Adelheidt / Marggraff Vden von Staden / vnd Soldwedel Tochter / auff einem Dantz lieb gewonnen / darumb das vntrewe Weib den Graffen diesen Weg vorgeschlagen / daß er zu bestimpter Zeit in ihres Herren Forst vnd Gebiete / ihn vnbegrüsset / Jagen solte / so wolt sie alsdenn ihren Herren dahin bereden / daß er ihme solches wehrete / als denn möchte er ihm durch solche Gelegenheit beykommen / vnd ihn vmbbringen / wie auch hernach geschehen / Anno Domini 1065. worauff sie auch einander zur Ehe

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_122.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)