Seite:Superioris Saxoniae (Merian) 216.jpg

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stehet noch ein ander schön steinern Hauß / dreyer Gemach hoch: Im Vntersten helt ein Erbar Rath / durch jhren Schencken seinen Weinschanck / an vielerley / sonderlich aber guten Rheinischen Wein. Im andern Gemach ist die Wage / darin allerley Kauffmanswahren / vnnd Fuhrmans-Gut / auffgezogen / vnd gewogen werden / auch das Geleit / vnnd Zoll / eingenommen wird. Vber der Wagen ist der Herren Trinckstube / da man zum Trunck zusammen kompt / auch nach Gelegenheit mit spielen sich ergetzet. Es werden auch daselbsten offtmals stattliche Gastereyen / etc. gehalten. Es muß sich aber ein jeder / nach der Stuben Ordnung / Erbar / vnnd friedlich / verhalten. Hinder dem Rahthause / ist der Fisch / Fleisch / vnnd Naschmarckt / zwo stattliche Garkuchen / da Frembde / vnnd Einheimische / in- vnnd ausser dem Marckt (Jahr Marckt) vmb Geld gespeisset werden. Nechst an dem sind die Fleischbäncke / in einem grossen steinern Gewölbe anzutreffen. Darnach findet man den Burgkeller / darinn viel gute frembde Bier verzapffet werden. Darbey vnten eine grosse Trinckstuben für gemeine Leuthe / vnnd oben darüber eine andere / so Anno 1621. erbawet / vnnd die Zunfft- vnnd Brüderstube genennet wird / darinnen die Burgerschafft / sonderlich aber die Zünffte / ihre Lust / vnnd Ergetzlichkeit / haben mögen. Neben diesem ist das Schuh- vnnd Kirschnerhauß: vnden findet man die Brodtbäncke / darzu Brodwäger verordnet seyn. Ferner ist das herrliche / vnnd weitberühmbte Hauß / so anfänglich von Doctor Heinrich Auerbachen erkaufft / vnnd derowegen noch heutiges Tags der Auerbachs Hoff genennet wird / so von vielen Gewölben / Kammern / vnnd Sälen / stattlich erbawet / auch mit grossem Gut / vnd vielen Wahren / so reichlich versehen / daß es wol einem besondern stattlichen Marckt könte verglichen werden. Vnd seyn deß Friderici Taubmanni Verß davon verhanden / deren zween also lauten:

Quicquid et infecti, factique requiritur auri,
Omnibus AurbachI, venditat una domus.

Es hat auch dieser Hoff / zu besserer Fortsetzung Handels / vnnd Wandels / einen sonderlichen Durchgang / durch welchen Er alle Jahrmärckte beydes von Frembden / vnnd Einheimischen / fleissig besuchet / vnnd im selbigen ein großer Gewerb an Wahren getrieben / vnnd dafür ein groß Geld angelegt / vnnd außgegeben wird. Hinder obgemeldtem Hofe sind zwo Strassen / deren eine der Alte / die andere der Newmarckt genennet wird. Da findet man noch andere drey wolerbawte steinerne Häuser.

Erstlich das Kornhauß / da ein stattlicher Vorrath an Früchten / von vielen Jahren gesamblet.

Das ander der Marstall / darinnen deß Raths Reissige / vnd Fuhrpferde / etc.

Das dritte ist das Gewandhauß / welches groß / vnnd weit vmbfangen / auch durch / vnd durch gewelbet / vnnd mit eysern Gittern / vnnd Fensterladen wol verwahret. Auff solchen haben in den Messen / oder Jahrmärckten / die frembden Tuchmacher / Leinwandthändler / jhr Gewand / vnd Tuch zuverkauffen. Es werden auch die Fecht-Schulen da gehalten. An dieses stost die Kupfferwage / vnnd der Statt Zeughauß / deßgleichen der Zimmerhoff / darinnen deß Raths Vorraht von Zimmerholtz / vnd Brettern / behalten wird.

Gleicher Gestalt ist auch im Brühel ein schön Kornhauß / vnd ein Zimmerhoff / so mit einer Mawer vmfangen / anzutreffen. Oben aber sind schöne Böden / deren etliche den Kramermeistern / vnnd Zünfften / zu jhrem Korn / so sie zu wolfeyler Zeit in Vorrath einkauffen / vnnd wider geschwinde thewre Zeit hinschütten / vermietet / vnd eingethan sind. Gegen vber ist die Flachs- vnnd Heuwage / allda gantze Fuder Hew mit Wagen / vnnd

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Superioris Saxoniae. Frankfurt am Mayn: Eigenverlag, 1650, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Superioris_Saxoniae_(Merian)_216.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)